Marcus Wadsak

ORF/THOMAS RAMSTORFER

Klimakrise

Wettermann mit Klima-Mission

Als einer der bekanntesten Wettermoderatoren des Landes hat Marcus Wadsak die Aufklärung über den Klimawandel zu seiner persönlichen Mission gemacht. Wadsak informiert auf Twitter über Klima-Themen und hält Vorträge. Im #doublecheck-Interview erzählt er, wie es dazu kam, was ihn bei der Klima-Berichterstattung wütend macht und wieso Panikmache der falsche Weg ist.

2018 war das bisher wärmste Jahr in Österreich, der Klimawandel und auch die Berichterstattung über die Erhitzung der Erde ist damit auch hierzulande so richtig angekommen, nicht zuletzt dank des Rückenwinds der weltweiten Klima-Bewegung Fridays for Future, die Greta Thunberg erst vor einem Jahr ins Leben gerufen hat. "Man hätte Klima-Themen auch vorher lauter besprechen können, aber jetzt hat es eine Dynamik bekommen", sagt Wettermoderator Marcus Wadsak.

ORF-Wetterchef Marcus Wadsak im Interview mit Rosanna Atzara

Die ORF-Wetterredaktion sehe sich als das Kompetenzzentrum für Klimafragen im ORF, das versucht, Wettererscheinungen auf allen Kanälen in den entsprechenden Kontext zu setzen. Immerhin würden vier von fünf Wetterrekorden auf die Rechnung des Klimawandels gehen. "Zu meinen Beginnzeiten war es noch ganz selten, dass wir einen Wetterrekord verkünden mussten, also dass wirklich etwas noch nie Dagewesenes aufgetreten ist", sagt Wadsak, der seit 25 Jahren im ORF arbeitet. Wetterrekorde seien jetzt viel häufiger geworden.

Mit Fakten gegen den Klimawandel

Wadsak möchte über den Klimawandel und dessen Folgen aufklären, denn dafür gebe es immer noch großen Bedarf. Nur über das Wissen könne man ins Handeln kommen, um die Klimakrise auch zu bewältigen, sagt Wadsak. "Wir haben nur noch ein Fenster von ein paar Jahren. Daher ist es ein logischer Auftrag, laut kundzutun, was gerade abgeht." Die Zeit dränge: "Jetzt ist genau der Zeitpunkt, in dem wir durch unser Tun entscheiden, was wir in 20, 30 Jahren noch machen können oder auch nicht."

Beständig und klar zu berichten, sei die eindeutige Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: "Das ist die ureigenste Aufgabe des ORF, die ich auch in der Wetterredaktion verortet sehe", so Wadsak. "Wir müssen die Welt nicht retten, aber wir müssen die Fakten aufzeigen, die man gegen all die Fake-News, die es gibt, verwenden kann."

Keine Bühne mehr für Klimaleugner

Obwohl es in der Wissenschaft schon längst den Konsens gebe, dass der Klimawandel menschengemacht ist und auch schon messbare Folgen hat, bekommen in Medien auch immer wieder Menschen und Positionen viel Platz, die die Klimakrise leugnen. Ein Umstand, der Wadsak ärgert. Beim ORF sei man glücklicherweise einen Schritt weiter: "Wir wissen, dass es den Klimawandel gibt. Wir wissen, dass wir die aktuelle Erwärmung verursachen, und wir wissen auch wie wir das Problem halbwegs in den Griff bekommen können. Das ist der Punkt, an dem wir weiter diskutieren. Wir diskutieren nicht mehr mit Klimawandel-Leugnern, die noch immer zweifeln." Explizite interne Empfehlungen, dass Meinungen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen in der Berichterstattung nicht mehr zu berücksichtigen sind, hat beispielsweise die BBC, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Großbritannien.

"Nicht auf die Schlagzeilen schielen"

Wadsak warnt davor, bei Klimawandel-Geschichten mit zu viel Zuspitzung zu arbeiten. "Dieser Weg, hier kurzfristig Klickraten zu erzeugen im Internet oder eine Schlagzeile zu verwenden, die die Auflage erhöht, kann langfristig sehr viel kaputt machen." Durch Panikmache werde die Gesellschaft gelähmt. "Ich glaube, der richtige Weg ist es, stetig und besonnen mit Fakten aufzuklären - ohne Aufregung, ohne Panik, aber mit der nötigen Klarheit über die Dringlichkeit." Es würden ja auch noch Jahre kommen, in denen der Klimawandel nicht so stark zu spüren sein wird - falscher Alarmismus könnte daher nach hinten losgehen. "Man muss mit dem Klimawandel nicht die beste Schlagzeile haben", sagt Wadsak.

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