CLIMATE SCIENCE
"Climate Science" im Netz
Cartoons und Fakten für Instagram
Die "Fridays for Future"-Bewegung setzt auf die Kommunikation in sozialen Netzwerken. Auf Facebook, YouTube und Instagram diskutieren junge Menschen das Klimathema und organisieren sich für ihre weltweiten Demonstrationen. Ein 21-jähriger Wiener, Eric Steinberger, bringt die Wissenschaft in diese Diskussion. Vor wenigen Monaten hat er auf Instagram den Account "Climate Science" ins Leben gerufen und hat inzwischen schon Zehntausende Leser und Leserinnen in mehreren Sprachen. Sein Erfolgsrezept: eine niedliche Erde und harte Fakten.
3. Februar 2020, 02:00
Eric Steinberger studiert an der renommierten Universität Cambridge in Großbritannien und hat sich bisher eigentlich für künstliche Intelligenz interessiert. Aber bald hat er begriffen, es gibt ein wichtigeres Thema, erzählt er im Gespräch mit #doublecheck. Er will harte Fakten in die Klimadebatte im Netz bringen und damit ein großes Publikum erreichen.
Junger Wiener mit Klima-Message
Vor vier Monaten startete Steinberger die Online-Informationsplattform "Climate Science", gemeinsam mit seiner Kollegin Isabel Key. "Aus dem Frust heraus, dass es nichts gab, das den Klimawandel gleichzeitig verständlich, interessant, korrekt und komplett erklärt hat", wie er sagt. Auch verständliche Lösungsansätze hätten ihm gefehlt. Auf Google könne man sich schon Informationen zusammenbasteln, da sei aber das Problem, dass man nicht wisse, wem man vertrauen könne, sagt Steinberger. Also sucht er nach einem Rezept für Klima-Kommunikation ohne Fake News. Er setzt dabei auf eine Mischung aus Unterhaltung und Wissenschaft.
Herziger blauer Planet als Eye-Catcher
Ein kleines Team postet vor allem auf Instagram Info-Animationen: Zu sehen ist die Erde als Cartoon, mit Füßchen und Ärmchen und einem Sprössling auf dem Kopf. Die personifizierte Erde, die viele Probleme hat, aber auch Lösungen. Unter den Cartoons ist ein langer Text mit Quellenangaben, sie führen meist zu wissenschaftlichen Texten der Forscher von der Universität Cambridge, sagt Steinberger. Die Referenzen seien sehr wichtig. Wenn man zum Beispiel unterschiedlicher Meinung beim Thema Kernkraft sei, könne man einfach nachfragen: "Ich schau mal, wo die das herhaben. Und wenn man dann in die wissenschaftliche Publikation reinschauen kann, und sich vielleicht sogar anschauen kann, von wem die finanziert ist, dann baut das schon mehr Vertrauen auf."
Zuerst Emotion, dann Information
Nicht jeder wolle oder könne sich durch komplizierte Unterlagen durchwühlen, daher wolle er es einfach machen, wissenschaftliche Fakten zu verstehen. Damit das überhaupt gelesen werde, müssten die Postings witzig, unterhaltsam und emotional sein, ohne zu polarisieren, sagt Steinberger. Daher habe man sich für eine niedliche Erde als Erzählerin entschieden. "Unsere Cartoons sollen zuerst die Aufmerksamkeit von den Nutzern bekommen und dann zum wissenschaftlichen Beitrag führen."
Bald kommt eine App für Schulen
Die Postings kommen gut an: Den "Climate-Science" Instagram-Account gibt es in fünf Sprachen, auch auf Deutsch. Der englischsprachige Account hat bereits 60.000 Abonnenten - und pro Woche rund 300.000 Leserinnen und Leser, sagt Steinberger. Derzeit arbeitet er mit seinem Team noch ehrenamtlich, Geld von privaten Sponsoren will er nicht - er befürchtet "Greenwashing", also dass man als Feigenblatt der Industrie missbraucht wird - und hofft stattdessen auf staatliche Förderungen.
Eric Steinberger will eine NGO gründen. Das nächste Projekt: eine App für Schulen, die ebenfalls einen spielerischen Zugang zur Kommunikation dieser komplexen Themen bringen soll. Steinbergers Ziel: Kinder sollen ihre Eltern mit Fakten überzeugen können.