ORF/JOSEPH SCHIMMER
Kulturstaatssekretärin im Gespräch
Lunacek weist Kritik an Agenden zurück
Die Bestellung der 62-jährigen Ulrike Lunacek zur Staatssekretärin für Kunst und Kultur im Vizekanzleramt zählte wohl zu den größten personellen Überraschungen der neuen Regierung - war doch bis zuletzt Eva Blimlinger im Gespräch, die die Kulturagenden in den Regierungsgesprächen mitverhandelt hat.
9. Februar 2020, 02:00
Morgenjournal | 09 01 2020
Diese reichen von Gedenkkultur und Provenienzforschung über Urheberrecht bis zur sozialen Absicherung der Künstlerinnen und Künstler. Lunacek soll im Ressort von Vizekanzler Werner Kogler nun für deren Umsetzung zuständig sein, aber auch für andere Agenden wie Europaangelegenheiten oder die Vertretung des Vizekanzlers.
Kultur steht für Vielfalt
Auch sie selbst habe die Personalentscheidung überrascht, sagt Ulrike Lunacek im Interview. Der Kritik an ihrer kulturpolitischen Unerfahrenheit begegnet sie ebenso gelassen wie dem Unmut in der Kunst- und Kulturszene, dass die Agenden künftig nicht mehr in einem Ministerium, sondern in einem Staatssekretariat untergebracht sein werden. "Als Staatssekretärin ist das mein Hauptgebiet. Das ist ein großer Stellenwert, den wir als Grüne diesem Bereich geben, auch, weil er im Ressort des Vizekanzlers verankert ist", sagt Ulrike Lunacek im Ö1 Gespräch.
Kulturjournal | 09 01 2020 | Ulrike Lunacek im Gespräch über Freiheit, Gedenkkultur, Klimaschutz und die Vergabepolitik
Soziale Absicherung & Fair Pay
Das Programm trägt maßgeblich die Handschrift von Eva Blimlinger, die es mitausverhandelt hat. Umzusetzen gedenkt Lunacek als Erstes: Initiativen für eine bessere soziale Absicherung von Menschen, die im Kulturbereich tätig sind. "Das gibt es bisher nicht in der nötigen Form. Hier arbeiten viele Menschen sehr prekär, und hier muss es Änderungen geben", so Lunacek.
Lösungen statt Hass und Hetze
Ein weiteres Anliegen sei der Staatssekretärin Fair Pay. Dass Frauen und Männer fair bezahl werden, sei ihr - als einer, die viel in der feministischen Politik tätig war, - ein zentrales Anliegen. Was auch von der freien Szene sehr begrüßt wird.
Bundesmuseen-Holding & Kulturbudget
Auf weniger Gegenliebe stößt die geplante Bundesmuseen-Holding, gegen die sich die Bundesmuseen-Konferenz gleich positioniert hat. Auch mit dem Argument, das würde mehr Kosten als Nutzen bringen. Kommt das Projekt trotzdem? Hier möchte Ulrike Lunacek zwei Punkte im Regierungsprogramm hervorheben: die Zusammenführung des Gebäudemanagements und die Kollektivvertragsfähigkeit. Aber es gehe nicht um eine Vereinheitlichung. Die Befürchtung, die Autonomie der Häuser wäre gefährdet, sei "nicht die Idee dahinter", so Lunacek.
Wir streben eine Anhebung des Kulturbudgets an
Das aktuelle Kulturbudget beträgt derzeit 0,6 Prozent. Eine Erhöhung, "die es geben muss", sei im Programm verankert. Dafür möchte sie sich einsetzen, denn das sei notwendig. Aber eine Zahl nennen, wollte Ulrike Lunacek nicht.