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Uraufführung
Jubel für Elfriede Jelineks Ibiza-Stück "Schwarzwasser"
Wenn Elfriede Jelinek ein Stück über das Ibiza-Video schreibt, ist die Aufregung groß und das mediale Interesse über die Grenzen des Landes hinaus enorm. In "Schwarzwasser" wird Ibiza-Gate zur dionysischen Orgie - verkleinert im Medienformat. Regie führt der 39-jährige Deutsche Robert Borgmann. Mit viel Jubel ist Donnerstagabend die Uraufführung im Wiener Akademietheater zu Ende gegangen.
8. März 2020, 02:00
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Morgenjournal | 06 02 2020
Eine wunderschöne Frau, zwei Politiker, eine geschmacklos neureiche Villa auf Ibiza und jede Menge Alkohol. Das Ibiza-Video bietet alle Zutaten einer Realsatire und ist mit den Mitteln der Kunst schwer zu überbieten. Wohl ein Grund, warum Elfriede Jelinek, die gerne schnell und direkt auf tagespolitische Ereignisse reagiert, für ihre Verhältnisse lange zögerte, ehe sie sich dieses Skandals angenommen hat.
"Das Video ist für mich ein Zeichen für die allgemeine Obszönität unserer Wirklichkeit" Regisseur Robert Borgmann
Robert Borgmann
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Kulturjournal 06 02 2020
"Schwarzwasser"-Regisseur Borgmann im Gespräch
Borgmann ist kurzfristig eingesprungen, nachdem Simon Stone eine Produktion im Akademietheater abgesagt hat, um für den Streamingdienst Netflix zu drehen. Die Probenzeit war dementsprechend knapp. Ein Husarenritt, wie Darstellerin Caroline Peters, betont: "Es ist eine große Herausforderung! Ich mag Elfriede Jelineks Sprache, weil sie dem Deutschen die Möglichkeit gibt, vielseitig zu sein, aber es ist die Hölle diese Texte zu lernen!"
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Obszönität der Wirklichkeit im Gewand der Antike
In ihrem Theatertext "Schwarzwasser" begibt sich Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in die Niederungen der banalen Tagespolitik und spiegelt diese in der antiken Tragödie. Auch wenn die Fallhöhe fehlt, die Mechanismen, die im Hintergrund wirken, seien dieselben, so Regisseur Robert Borgmann: "Das Stück ist in der realpolitischen Wirklichkeit verankert, aber Elfriede Jelinek überschreibt diese, indem sie ein dichtes intertextuelles Netz webt."
Als Folie für "Schwarzwasser" dient Elfriede Jelinek Euripides´ Tragödie "Die Bakchen", einer der ältesten Texte der europäischen Theatergeschichte. Zur Erinnerung: Gott Dionysos sucht die Stadt Theben heim und versetzt die Bewohnerinnen in einen entgrenzten Rauschzustand. Im Moment äußerster Raserei zerreißen die Thebanerinnen ihren König bei lebendigem Leib.
Opfer & messianischer Volksverführer
Vor dem Hintergrund der antiken Tragödie liest Jelinek das Ibiza-Video als flachen Aufguss einer dionysischen Orgie und schreibt gewissermaßen das Satyrspiel, das auf die Tragödie folgt. Auf der großen Bühne stilisiert sich Heinz Christian Strache zum Opfer, das öffentlich zerfleischt wird, während Sebastian Kurz - auch ihm widmet sich das Stück ausführlich - als messianischer Volksverführer im Gewande der Generation Slim-Fit unversehrt bleibt.
