Ensemble PHACE

OLIVER TOPF

"Reise nach Comala"

Mexikanischer Klassiker als Online-Hörspiel

Am 18. März hätte im Wiener Konzerthaus das Live-Hörspiel "Reise nach Comala", basierend auf Juan Rulfos Roman "Pedro Páramo" stattfinden sollen. Die Produktion des Solistenensembles Phace gemeinsam mit dem Komponisten Germán Toro Pérez wandert nun ins Internet.

Als 360-Grad-Raumklangerlebnis für den Konzertsaal war es konzipiert, nun ist aus der Produktion ein zweistündiges Hörspielerlebnis für zu Hause geworden - zu finden unter www.phace.at.

Im Zentrum der Handlung steht Juan Preciado, der - dem letzten Willen seiner Mutter am Sterbebett folgend - nach Comala aufbricht, um den Vater Pedro Páramo zu suchen und von ihm sein Erbteil einzufordern. Doch anstelle des verheißenen blühenden Ortes findet er eine Geisterstadt vor, geprägt von Elend und Gewalt, bevölkert von rastlosen toten Seelen.

https://vimeo.com/374697027

Bahnbrechend für eine ganze Gattung

Juan Rulfos einziger Roman aus dem Jahr 1955 gilt als Vorreiter des magischen Realismus in Lateinamerika, der Magie und Realität, Natürliches und Übernatürliches, Leben und Tod selbstverständlich ebenbürtig nebeneinanderstellt.

"Verschiedene Seinszustände, nahtlose Übergänge von einem Zustand in den anderen, all das ist schon im Text enthalten", erzählt der Komponist Germán Toro Pérez, der das Auftragswerk für Ensemble, Solisten, Chor und Elektronik geschrieben hat. Und der in seiner Musik viel von der Magie des Textes aufgreift und weiterführt, sagt Reinhard Fuchs, künstlerischer Leiter des Ensembles Phace.

Seit 30 Jahren besteht das auf zeitgenössische Musik spezialisierte Solistenensemble. Seit zehn Jahren steht es unter dem Namen Phace für außergewöhnliche, multimediale Konzerte, Musiktheaterproduktionen und Performances.

Theater für die Ohren

2017 wurde "Reise nach Comala" als Bühnenstück in Zürich uraufgeführt. Aus den Mitschnitten hat ein Tonmeister die einzelnen Stimmen herausgearbeitet und für das Hörspiel aufbereitet. Germán Toro Pérez: "Man sieht auf der Bühne das Ensemble, die Live-Elektronik und den Chor. Und rund um das Publikum stehen Lautsprecher, aus denen die Stimmen der Schauspielerinnen und Schauspieler erklingen."

Soweit das Konzept des Live-Abends wie er Anfang März noch in Basel stattfand. Die weiteren Aufführungen in Wien und an anderen Orten sollen nachgeholt werden. In der Zwischenzeit gibt die verordnete Corona-Pause vielleicht die nötige Ruhe und Muße, um zu Hause in dieses faszinierende und unerwartet fesselnde Theaterstück für die Ohren einzutauchen.

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