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Menschenbilder
"Schreiben ist für mich keine Therapie"
"Menschenbilder" über die Schriftstellerin Monika Helfer.
14. Juni 2020, 02:00
Für Monika Helfer gibt es keine Alternative: Sie muss schreiben, und das - wie sie einmal sagte -, bis sie umfalle. In ihrem jüngst erschienenen Buch "Die Bagage" verfasst sie eine fiktive Familiengeschichte, die aber viel mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.
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Menschenbilder | 17 05 2020
Archiv - Literarisches ÖsterreichMonika Helfer
"Schau mich an, wenn ich mit dir rede!"
Aufgewachsen ist Monika Helfer, die 1947 in Au im Bregenzerwald geboren wurde, in einem Kriegsversehrtenheim, in dem ihr Vater als Verwalter arbeitete. Als sie elf Jahre alt war, starb ihre Mutter.
Formulieren, um besser zu verstehen
Der Tod der Mutter war der Beginn ihres Schreibens - und auch der Anfang vom Ende der Familie: Die sechs Kinder wurden unter den Verwandten aufgeteilt. Monika kam gemeinsam mit ihren zwei Schwestern zu ihrer Tante, die mit drei eigenen Kindern in einer kleinen Wohnung in Bregenz lebte.
Damals hat sie begonnen, immer wieder kleine Geschichten auf Zettel zu schreiben, Dinge, die sie beschäftigten zu formulieren, um sie besser zu verstehen. Ihr Leben entwickelte sich anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Statt zu studieren wird geheiratet, zwei Kinder werden geboren. 1977 erscheint ihr erstes Buch "Eigentlich bin ich im Schnee geboren". "Ich wusste damals nicht, was ich schreiben wollte, wusste nur, dass ich vorsichtig mit der Sprache umgehen musste", so kommentierte sie ihr erstes Buch.
Schicksalhafte Begegnung
Unglücklich in der Ehe hat sie viel über ihr Leben nachgedacht, "Krieg und Frieden" zum zweiten Mal gelesen und sich selbst in Leo Tolstois Hauptfigur Natascha wiedererkannt. Dann lernt sie Michael Köhlmeier bei einem Festival kennen. Die beiden heiraten 1981.
Für Monika Helfer war das neue Leben mit Köhlmeier schicksalshaft, die beiden seien Meister im "Mit-wenig-Geld-Leben" gewesen, sagt sie. Und sie werden Eltern von Lorenz und Paula. Die Tochter Paula verunglückt 2003 bei einem Spaziergang tödlich. Für Helfer ist sie immer noch präsent und kommt immer wieder in der Literatur ihrer Eltern vor. Sie selbst habe keine Angst vor dem Tod, wohl oder übel müsse man sich mit ihm aber auseinandersetzen.
Vielfältiges Werk
Monika Helfers Werk ist sehr vielfältig - sie hat Erzählungen, Kinderbücher, Romane, Theaterstücke, Hörspiele geschrieben und ist Kolumnistin bei den "Vorarlberger Nachrichten". Den Roman "Oskar und Lilli" (1994), hält sie für eines ihrer gelungensten Werke: Aus der Ich-Perspektive erzählt, geht es um ein Geschwisterpaar, das von zu Hause ausreißt und dann auf verschiedene Pflegefamilien aufgeteilt wird. Unter dem Titel "Ein bisschen bleiben wir noch" kommt die Verfilmung des Stoffes durch Arash T. Riahi demnächst in die Kinos.
Ihr Buch "Die Bagage" führte mehrere Monate die ORF-Bestenliste an, vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurde der Roman als einer der schönsten des Frühjahrs 2020 gefeiert. Für ihre Arbeiten hat die Autorin viele Auszeichnungen erhalten, darunter das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Monika Helfer interessiert sich nach wie vor für Menschen, die sie real beobachten und auch auf Fotos betrachten kann. Sich selbst sieht sie als "Wirrkopf" - und ihren Mann, Michael Köhlmeier, als "den analytischen Kopf".