Al Cook

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Spielräume Spezial

Donau Delta Blues

"Spielräume Spezial" über die österreichische Bluesszene einst und jetzt.

Vor 100 Jahren wird die erste Bluesaufnahme veröffentlicht: "Crazy Blues" von Mamie Smith ist ein Millionenseller, natürlich nicht in Europa oder gar in Österreich. Damals ist das purer Exotismus. In der Nachkriegszeit ertönen zuvor verbotene US-amerikanische Klänge im befreiten Österreich. Und zwar keineswegs nur massentaugliche Unterhaltungsmusik. Sondern neben traditionellem und modernem Jazz auch urwüchsiger Blues. Prägende Persönlichkeiten wie Johnny Parth präsentieren bei selbst organisierten Plattenabenden aufregende Klangwelten.

Inspirationsquellen

Als Gründer des Plattenlabels Document Records verantwortet Parth auch Wiederveröffentlichungen von alten Bluestiteln. Innerhalb von einer Dekade werden unglaubliche 900 CDs veröffentlicht, die praktisch alle Gospel- und Bluesaufnahmen von 1890 bis 1943 umfassen. Eine weitere Inspiration für die heimische Szene ist das American Folk Blues Festival, das zum ersten Mal am 16. Oktober 1962 im Wiener Konzerthaus veranstaltet worden ist. Dort können Größen des Blues wie Memphis Slim oder Willie Dixon live bestaunt werden. Dieses durch ganz Europa tourende Festival existiert fünf Jahre.

"Living Blues" auf Ö3

Ein Pionier ist der Gitarrist und Sänger Al Cook, der ab Mitte der 1960er Jahre authentischen Country Blues live präsentiert. Ab 1972 moderiert Hans Maitner auf dem Radiosender Ö3 die Sendung "Living Blues" und hat damit einen Anteil an der Popularisierung des Boogie-Pianos. Einer der treuen Hörer dieser Sendung ist der Gitarrist und Sänger Erik Trauner. Die Mojo Blues Band mit dem Mastermind Trauner popularisiert ab 1977 den Chicago Blues, der auf elektrischen Instrumenten gespielt wird.

Mit der Zydeco-Nummer "Rosa Lee" hat die Band 1988 auch einen landesweiten Pophit. Auch Christian Dozzler, über viele Jahre Pianist und Akkordeonist bei der Mojo Blues Band, entdeckt das Bluespiano über die Sendung "Living Blues". Mittlerweile lebt der gebürtige Wiener seit vielen Jahren in den USA und musiziert mit dortigen Szenegrößen.

Martin Pyrker solo und mit Tochter

Als Pionier des Blues- und Boogie-Pianos in Österreich gilt der 1954 in Wien geborene Martin Pyrker, der als Erster ausschließlich auf diesen Stil setzt und Solokonzerte gibt. Zusammen mit seinen deutschen Tastenkollegen Axel Zwingenberger, Vince Weber und Hans-Georg Möller absolviert er im Mai 1976 einen viel umjubelten Auftritt im Wiener Konzerthaus. Nummern aus der Konzertaufnahme werden - heutzutage ist es schwer, sich das vorzustellen - in der Ö3-Hitparade vorgestellt. Seit vielen Jahren spielt Martin Pyrker auch mit seiner Tochter, der Schlagzeugerin Sabine Pyrker, im Duo.

Zur "mittleren" Bluesgeneration gehören Musiker wie der steirische Gitarrist und Sänger "Sir" Oliver Mally, Siggi Fassl und Peter Kern. Jörg Danielsen und seine Vienna Blues Association repräsentieren die jüngere Bluesgarde. Wobei Danielsen auch schon seit 20 Jahren auf der Bühne steht. Was fast alle Vertreter/innen der österreichischen Szene auszeichnet: eine große Kenntnis von und ein großes Verständnis für den historischen afroamerikanischen Blues.

Die Blütezeit des Austroblues in den 1970er und frühen 1980er Jahren ist mittlerweile schon länger vorbei, aber die österreichische Bluesszene ist nach wie vor präsent und konnte und kann internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. "Spielräume Spezial" präsentiert am Pfingstmontag Highlights aus Vergangenheit und Gegenwart des Austroblues.

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