Mann mit Mundschutz auf einer Bank Zeitung lesend

APA/AFP/Fabrice COFFRINI

Diagonal

Lockdown-Zeitschriftenschau-Extended

Plötzlich war er da, der Shutdown. Ab Mitte März 2020 stand alles still - europa- ja weltweiter Ausnahmezustand. Plötzlich: keine analoge Arena, kein analoges Forum mehr, nur die Möglichkeiten des World Wide Web. In den privaten vier Wänden der Künstler, Denker, Journalisten und Gelehrten, der nationalen Intelligenzia begann es zu brodeln.

Die Kommentar-Ressorts der Zeitungen und Magazine, der Online-Medien wurden wahrlich mit Essay-Angeboten und Kolumnenideen, mit Gescheitem, aber auch Verzichtbarem, etwa Verschwörungstheoretischem geflutet. Jeder wollte was und jede hatte was zu sagen. Es ging in den letzten Wochen aber nicht nur vordergründig um das Virus und wie man seiner Herr werden könnte. Die Krise förderte anverwandte Fragen aller Lebensbereiche in weitaus höherem Ausmaß als sonst zu Tage: zu Biopolitik, Datenschutz und Klimawandel. Zu Wirtschaft, Kunstbetrieb und Digitalisierung. Und natürlich, jetzt erst recht zum Thema Migration.

Was wir über Krisen denken und wie wir uns darin verhalten, zeigt, wer wir wirklich sind.

Natürlich hatten wir viel mehr Zeit all das Geschriebene zu lesen - und vielleicht sogar aufmerksamer als sonst. In welcher Welt leben wir eigentlich? In welcher Welt werden wir nach der Krise leben? Die Diagonal Redaktion hat einiges aus der Texte-Flut herausgefischt und bringt es noch einmal in Erinnerung. Und den Bonustrack der US-Autorin Rebecca Solnit schon vorab hier:

Was uns das Coronavirus über die Hoffnung lehrt

Rebecca Solnit, US-amerikanische Autorin, schreibt regelmäßig für den britischen "Guardian". Ihr Text erschien sehr früh, circa in Woche 2 des Lockdowns in den USA und in Großbritannien, am 7. April. Solnit kennt man, weil sie es irgendwann satt hatte, von Männern die Welt erklärt zu bekommen, „ohne dass die sich um Fakten scheren würden“. Sie prägte dafür den Begriff "mansplaining". Davon hat Solnit in ihrer Laufbahn als Sachbuchautorin, die über Umweltthemen, Menschenrechtsfragen und die Gefahr schreibt, die von Internetgiganten wie Google ausgeht, ziemlich viel erlebt, bevor ihr der Kragen geplatzt ist. Wegen des dazugehörigen Buches "Wenn Männer mir die Welt erklären", glauben hierzulande viele, Rebecca Solnits Schwerpunkt wäre der Feminismus. Im englischsprachigen Raum weiß man, dass ihr Radius größer ist: Umweltschutz, Sorge um die Rechte der Indigenen in den USA, Technologiekritik und: Krisenforschung. In ihrem Buch "A Paradise built in Hell" untersucht sie die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts und das, was sie für die jeweilige Gesellschaft bedeutet haben. Erdbeben, 9/11, Hurricane Katrina ….

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Den Originaltext im Guardian lesen.