Der spätgotische Stollenschrank.

ORF/JAKOB FESSLER

Das Objekt der Begierde

5-Elemente-Museum

Der 1,50 Meter hohe, hölzerne Schrank stammt aus der Spätgotik und ähnelt einer Kredenz. In der Lade, in den zwei Fächern und auf der kleinen Ablage wurden einst Besteck, Tischgeschirr und Gläser aufbewahrt. Herz- und Fischblasenornamente schmücken den Kasten. Er gehörte dem jüdischen Bankier Louis Rothschild.

Im Ostteil des Schlosses war einst die Forstdirektion der Familie Rothschild untergebracht. Heute befindet sich hier der Themenbereich „Holz“ des 5-Elemente-Museums, wo auch der spätgotische Stollenschrank zu sehen ist. Als Forst- und Jagdbegeisterte Familie waren die Rothschilds einst einer der größten Grundbesitzer in Niederösterreich. Der heute noch existierende Rothwald im Wildnisgebiet Dürrenstein mit seinen Urwaldbeständen ist der Familie zu verdanken.

Die Jagdvilla in Atschreith

Als Sammlungsstück von Louis Rothschild stand der Stollenschrank einst im Salon der Jagdvilla im nahegelegenen Forstgebiet Atschreith. Mit der Arisierung nutzen NS-Größen wie Albert Speer das Anwesen. Der Schrank überdauerte dort die Zeit des zweiten Weltkriegs und fand danach den Weg ins Schloss Rothschild.

Der spätgotische Stollenschrank.

Der spätgotische Stollenschrank

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Louis Rothschild, NS-Opfer und Schlossstifter

Durch die Arisierung gelangten die Besitztümer der Rothschilds in die Hände der Nationalsozialisten. Über ein Jahr lang war Louis Rothschild im Wiener Gestapo-Hauptquartier inhaftiert, bevor er 1939 in die USA emigrieren konnte. Nach Kriegsende wurde das Schloss restituiert. Louis Rothschild überließ das Anwesen jedoch dem Staat Österreich. Voraussetzung war, dass das Schloss einer Stiftung für Forstbediensteten zugutekam. Andere Restitutionsfälle rund um Kunstobjekte der Familie Rothschild zogen sich bis in die 1990er-Jahre.

Kein „Feng-Shui-Museum“

„Das 5-Elemente-Museum darf man nicht mit einem Feng-Shui -Museum verwechseln“, erklärt die Museumsleiterin Eva Zankl. Ob die Nutzung der Wasserkraft, die Forstwirtschaft oder die Hammerwerke; die Region lebte jahrhundertelang vom Zusammenspiel der Elemente Eisen, Holz, Wasser, Feuer und Erde. In diese fünf Bereich ist das Museum heute gegliedert.

Schloss Rothschild

Schloss Rothschild

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Von der Ruine zum Schloss

Albert Rothschild, der Vater von Louis, erwarb 1875 das damals baufällige Anwesen in Waidhofen an der Ybbs. Unter der Mitwirkung von Friedrich von Schmidt, dem Wiener Dombaumeister, wurde das Schloss renoviert und umgestaltet. Neugotische Arkaden wurden im Innenhof errichtet, die Zinnen an der Turmspitze des Bergfriedes wurden neugestaltet.

Wo der kleine Schwarzbach in Waidhofen in die Ybbs mündet, thront bis heute das Schloss auf einem Felssporn. Im Mittelalter eignete sich dieser Platz für die Errichtung einer wehrhaften Burg besonders gut. Noch vor der Errichtung des städtischen Elektrizitätswerks, ließ der technikaffine Albert Rothschild um das Jahr 1889 ein kleines Kraftwerk errichten, um das Schloss elektrisch zu beleuchten.

Von der Vergangenheit in die Moderne

Als Stadtburg der Freisinger Bischöfe, als Wohnsitz des Burgpflegers, als Privatbesitz der Familie Rothschild oder als Forstschule; viele Nutzungen und Wandlungen erlebte das Schloss bereits. 2008 zogen neben dem 5-Elemente-Museum auch die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv ein. Der österreichische Architekt Hans Hollein errichtete ein Jahr zuvor einen Glaskubus auf dem Bergfried. Außerdem plante er die Gestaltung des Kristallsaals mit langgestreckter, sprungbrettartiger Terrasse und den Museumseingang.

Gestaltung: Jakob Fessler

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