Mosaik

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Das Objekt der Begierde

Landesmuseum Burgenland

Dass die Archäologie ein Spezialgebiet des burgenländischen Landesmuseum wurde, ist auch einem seiner Gründer zu verdanken: dem jüdischen Weingroßhändler Sandor Wolf. Seine Privatsammlung, die neben archäologischen Fundstücken auch Volkskunst und Judaica enthielt, bildete 1921 den Grundstock des neuen Landesmuseums

Auch die Bürgerhäuser, die es heute beherbergen, gehörten Sandor Wolf. Er setzte sich - mit anderen engagierten Mitstreitern rund um den Burgenländischen Heimat- und Naturschutzverein - dafür ein, dass das neue österreichische Bundesland eine landeseigene Sammlung aufbaut und damit auch seine kulturhistorische Identität wahrt oder findet. In einem Gedenkraum kann man den Interessen von Sandor Wolf und seinen Zeitgenossen nachspüren.

Architektonische Collage

Das burgenländische Landesmuseum befindet sich im ehemaligen jüdischen Viertel von Eisenstadt, einen Steinwurf vom Schloss Esterhazy entfernt. Untergebracht ist das Museum in einem Gebäudekomplex, der wie eine Collage verschiedener Bau-Epochen anmutet: mehrere angrenzende Bürgerhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, samt ihren reizvollen Innenhöfen, wurden 1968 saniert und - um einen Verwaltungstrakt und zwei Ausstellungshallen erweitert - zu einem state-of-the-art Museum architektonisch zusammengeführt.

Das Gebäude des Landesmuseum Burgenland

KBB/WEISS

„In dem Bau spürt man die Auseinandersetzung der beiden Architekten, Hans Puchhammer und Gunther Wawrik, mit den Maximen von Roland Rainer“, so die Kuratorin und Sammlungsleiterin Margit Fröhlich, „es ist immer noch ein sehr zeitgemäßer Bau und von großer Modernität und Qualität, sehr hell und funktionell.“

Griechische Motive aus der Römerzeit

Für die Neugestaltung ausschlaggebend war ein Exponat, das über 300m2 groß ist - das Haus wurde seinen Dimensionen entsprechend maßgeschneidert: Das römische Mosaik aus der Kaiservilla bei Bruckneudorf. Es zeigt Ceres, die Göttin des Ackerbaus, sowie Bellerophon, den Helden der griechischen Mythologie, der gerade mithilfe von Pegasus ein Untier mit seiner Lanze niederstreckt.

Margit Fröhlich, Sammlungsleiterin am Landesmuseum, hebt die herausragende Qualität des Bodenmosaiks vor: Vergleichbare Mosaikböden aus dem 4. Jahrhundert seien sonst nur in Metropolen wie Ravenna und Köln zu finden, kaum jemals in der Provinz.

Ein Haus für die Familie des Kaisers

Ein Grund für die hohe künstlerische und handwerkliche Qualität könnte gewesen sein, dass sich - wie Historiker vermuten - im Jahr 375 die Kaiserin Justina mit ihrem Sohn in der Villa aufgehalten hat. Ihr Mann Valentinian, der römische Kaiser im Westen, führte unterdessen Friedensverhandlungen im Legionslager Brigetio. Als er dort verstarb, sei der vierjährige Sohn aus Bruckneudorf geholt worden, um die Herrschaft als Kaiser anzutreten, so die Hypothese, die auch Erkenntnisse von Archäologinnen erklären würde, wonach die prächtige Ausstattung in kurzer Zeit ausgeführt worden sei.

Geborgen wurde das Mosaik in den 1970er Jahren aus der Kaiservilla in Bruckneudorf - unweit der Römerstadt Carnuntum. Das von einer Mauer umgebene Areal von Bruckneudorf war 13 Hektar groß; es enthielt Wirtschaftsgebäude, etwa eine Schmiedewerkstatt, Bäder, Wohnhäuser für die Wächter und das Gesinde - und eben das Repräsentationshaus. Mit Villa wurden in der Römerzeit Gutshöfe bezeichnet, und jener in Bruckneudorf nahe Carnuntum gehörte zu jenen, die die Versorgung von rund 40.000 Menschen in der Region ermöglichten.

Gestaltung

  • Anna Soucek

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