Eine mit Diamanten besetzte Uhr

AFP/AARON TAM

Japan. 1945 bis heute

Reich werden ist ruhmreich

Das 21. Jahrhundert wird das asiatische Jahrhundert: Das prophezeien Politikwissenschaftler, Ökonominnen und Emerging-Market-Experten seit den 1990er Jahren. Von Japan haben sie dabei den Blick verstärkt auf China und Indien gelenkt.

Das von Peking forcierte Projekt der Neuen Seidenstraße, eines interkontinentalen Handels- und Infrastruktur-Netzes zwischen China, Europa und Afrika, ist dabei nur der aktuell besonders augenfällige Ausdruck des asiatischen Aufstiegs.

Peking will mit dieser Seidenstraße ein weitreichendes Handelsnetzwerk zwischen Asien und Europa aufbauen. Im Westen verfolgt man die chinesischen Ambitionen teils mit beträchtlicher Skepsis, doch abgesehen davon, wie die Seidenstraße sich entwickeln wird: Allein das Konzept bezeugt Chinas Rolle und Einfluss in der Welt.

Ein nicht vorhersehbarer Aufstieg

Vor 75 Jahren, als im August 1945 auch in Asien der Zweite Weltkrieg endete, war diese Entwicklung nicht abzusehen. Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki waren durch amerikanische Atombomben zerstört, Dutzende weitere Städte schwer beschädigt, die Wirtschaft ruiniert.

Mit der Kapitulation musste Tokio die Besatzung durch die USA akzeptieren. Zugleich verlor es alle asiatischen Gebiete, die es zuvor erobert hatte. In China flammte nach der Befreiung von den Japanern wieder der Bürgerkrieg auf, der 1949 zur Flucht der Nationalisten nach Taiwan und der Gründung der Volksrepublik China durch die Kommunisten führte.

Die Länder Ost-, Südost- und Südasiens verstärkten den Kampf gegen die europäische Kolonialherrschaft, ein Prozess, der zu einer Reihe gewaltsamer Konflikte wie beispielsweise in Vietnam führte. Die Voraussetzungen für eine prosperierende Zukunft schienen nicht allzu gut.

Die USA braucht einen Bündnispartner

Ausgerechnet eine weitere Konfrontation - der bereits Ende der 1940er Jahre aufkeimende Kalte Krieg zwischen den neuen Supermächten USA und Sowjetunion - sollte eine entscheidende Rolle beim Aufstieg Asiens spielen.

Washington benötigte Tokio als Bündnispartner gegenüber Moskau und dem inzwischen ebenfalls kommunistischen Peking. Bereits im September 1951 erhielt Japan einen Friedensvertrag und in der Folge großzügige wirtschaftliche Unterstützung seitens der USA. Für Milliardenaufträge sorgte ab 1950 auch der Koreakrieg. Die Grundlage für das japanische Wirtschaftswunder der 1960er Jahre war gelegt. 1980 war Japan der größte Autobauer der Welt.

China leitet ökonomische Reformen ein

In China vollzog sich zu dieser Zeit ein grundlegender Wandel. Nach dem Tod von Mao Zedong, dem Gründer der Volksrepublik, leitete der neue Machthaber Deng Xiaoping eine Ära der ökonomischen Reform ein. Deng beschloss die Gründung von Sonderwirtschaftszonen und ließ dort auch westliche Investitionen zu. Ein beeindruckendes Zeugnis dieser „sozialistischen Marktwirtschaft“ ist Shenzhen in Südchina - einst ein kleines Fischerdorf, heute eine Metropole mit circa 13 Millionen Einwohner/innen.

„Reich werden ist ruhmreich“, verkündete Deng 1992 bei seiner legendären Reise in den Süden des Landes. Reich oder zumindest wohlhabend, aber nicht demokratisch - das galt auch für andere aufstrebende Länder, in manchen gilt es bis heute.

Parallel zu Japan und China entwickelten sich die sogenannten Tiger - Südkorea, Singapur, Taiwan und Hongkong, dann auch einige Mitglieder von ASEAN, dem Verband südostasiatischer Staaten. 1991 entschied sich auch Indien für eine Liberalisierung der Wirtschaft, die ein signifikantes Wachstum nach sich zog.

Das Wachstum soll weiter gehen

Diverse Krisen belegen freilich, dass auch die asiatischen Länder nicht immun gegen Erschütterungen sind. Wie sich die Corona-Krise längerfristig auswirken wird, ist noch nicht absehbar.

China und Japan nehmen heute Platz zwei und drei der größten Wirtschaften der Welt ein. Für die nahe Zukunft sagen Expert/innen China Platz eins voraus. Das entspricht den Wünschen Pekings. China, so Staatspräsident Xi Jinping, werde wieder im Zentrum des Weltgeschehens stehen. Auf jeden Fall, so meinen die Expert/innen, wird Asien auch 2020 die weltweit höchsten Wachstumsraten aufweisen und seine Rolle in der Weltwirtschaft verstärken wird.

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