Ausstellungsobjekt, alte Instrumente und Pappfiguren als Kapelle

BLASMUSIKMUSEUM RATTEN

Das Objekt der Begierde

Blasmusikmuseum Ratten

Im Jahr 1804 wurde in der „Grätzer Zeitung“ erstmals eine Musikkapelle aus Ratten im Oberen Feistritztal in der Steiermark erwähnt. Diese „Türkische Musikkapelle“ spielte aus Anlass des Empfangs von Erzherzog Rainer auf. Aus der Kapelle entstanden später der Musikverein.

Querflöte aus Buchsbaumholz

BLASMUSIKMUSEUM RATTEN

Von den ersten Jahrzehnten der Rattener Musikkapelle existieren historische Noten und aus 1895 sogar Fotos der Musiker. Zu sehen sind sie im Steirischen Blasmusikmuseum in Ratten in der Steiermark, das seit 1993 vom örtlichen Musikverein betrieben wird.

Neben rund 200 Instrumenten, vielen Hörbeispielen, Werkzeugen zur Instrumentenerzeugung, 800 Notenschriften, Bilddokumenten und Trachten gibt es im Museum auch Exponate mit einer besonderen Geschichte, erzählt Matthias Prinz, Schlagzeuger in der Blasmusikkapelle Ratten und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Blasmusikmuseums: „Anlässlich einer Kirchenrenovierung der Pfarrkirche in Ratten Anfang der 1970er Jahre wurde ein Sammelsurium an Bestandteilen von zerlegten Holzblasinstrumenten vorgefunden. Die waren verschmutzt, teilweise beschädigt, unsortiert und eigentlich nicht mehr verwendbar.“

Die Holzstücke wären beinahe im Müll gelandet, hätte nicht der ehemalige Pfarrkirchenrat und Musiker Vinzenz Gesslbauer erkannt, dass sie wertvoll sind, und sie mitgenommen und Fachleuten gezeigt. Sie entpuppten sich als eine Querflöte und fünf Klarinetten aus Buchsbaum und aus Birnenholz.

Die Querflöte besteht im Gegensatz zu heutigen Instrumenten aus Holz und aus vier Teilen. Aktuelle Instrumente sind aus drei Teilen zusammengesetzt. Das historische Instrument verfügt über sechs Grifflöcher und nur eine Klappe und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Graz hergestellt. Die Querflöte, die jetzt im Museum einen Ehrenplatz hat, wäre sogar spielbereit.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Querflöten zumeist aus Metall hergestellt. Sie klingen anders als die historische Querflöte aus Buchsbaum, sagt Elisabeth Hofer: „Durch das Holz und dadurch dass es nur ein Anblasloch gibt und nicht wie bei heutigen Instrumenten Metall und dann noch eine zusätzliche Mundlochplatte, ist der Klang eher wie bei einer Panflöte.“

Elisabeth Hofer spielt in der Blasmusikkapelle selbst Querflöte und arbeitet ebenfalls ehrenamtlich für das Museum.

Ausstellungsansicht, Blasinstrumente

BLASMUSIKMUSEUM RATTEN

Fast zur Gänze erhalten ist auch eine der Klarinetten aus naturbelassenem Buchsbaumholz. Die heutigen Klarinetten sind üblicherweise schwarz lackiert. Sie wurde vom Instrumentenmacher Franz Scholl aus Wien Wieden um 1800 hergestellt. Sie besteht aus sechs Stücken mit zwischengelagerten Hornringen, hat acht Grifflöcher und fünf Klappen. Die Birne und das Mundstück fehlen.

Aida-Trompete

Aida-Trompete

BLASMUSIKMUSEUM RATTEN

Gestreckte Trompeten für Aida

Und es gibt weitere besondere Instrumente im Blasmusikmuseum in Ratten: Vier sogenannte Aida-Trompeten, die eigens für den Triumpfmarsch der Oper Aida von Guiseppe Verdi konstruiert wurden.

Elisabeth Hofer: „Sie haben kein gebogenes Instrumentenrohr, wie man das von heute üblichen Instrumenten kennt, sondern ein gestrecktes, also ein sehr langes Instrumentenrohr, das ganz geradlinig verläuft. Häufig werden Bannerfahnen zwischen dem Maschinenstock und dem Schalltrichter angebracht.“

Die Trompeten wurden 1950 in Innsbruck gebaut anlässlich des 300 Jahr Jubiläums der Stadtmusikkapelle Wilten. Ein ehemaliger Musiker des Musikvereins Ratten, der später in der Stadtmusikkapelle Wilten mitspielte, vermittelte diese Exponate dann an das Blasmusikmuseum nach Ratten.

Gestaltung

  • Sonja Bettel

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