Panoramafenster

MARKUS TRETTER

Das Objekt der Begierde

vorarlberg museum

Im vorarlberg museum in Bregenz verbirgt sich im obersten Stockwerk ein besonders „Objekt“. Etwas versteckt-nur zugänglich über einen Verbindungsgang zwischen zwei Ausstellungsräumen-befindet sich hinter einer schwarzen Tür ein schwarz ausgekleideter, begehbarer Raum mit einer großen Glasfront.

Im sogenannten Panoramaraum ist die westwärts ausgerichtete Wandseite komplett durch eine vom Fußboden bis zur Decke reichenden, fünfteilige Glasfläche abgetrennt. Museumsbesuchende können so einen großzügigen Blick auf den Bodensee und auf die vor dem vorarlberg museum befindlichen See- und Hafenanlagen werfen.

Panoramafenster

ADOLF BEREUTER

Das natürliche Tageslicht ist die einzige Lichtquelle im Raum. Von hier aus lassen sich unterschiedliche Wetterlagen ebenso eindrucksvoll beobachten wie die sommerliche Abendsonne am Horizont über dem Bodensee.

„Der Film, der belichtet wird“

Christian Kurzemann, einer der Museumsaufseher, versieht seinen Dienst am liebsten rund um den von Florian Pumhösl gestalteten Panoramaraum: „Es ist der Gedanken des Künstlers, dass dieser schwarze, leicht abgestufte Raum, der sich zu dieser großen Scheibe erweitert, das Innere einer alten Balgenkamera darstellen sollen. Und diese Scheibe eigentlich das Objektiv nach außen ist. Und wir der Film sind, der belichtet wird.“

Raum der Sinne

Die schwarze, filzähnliche Ausgestaltung erlaubt es, den Raum auch haptisch war zu nehmen. Eine Sitzgelegenheit bietet die Möglichkeit des Verweilens und des Innehaltens. Gedämpft dringen Geräusche von der Bregenzer Seestraße ins Innere des Raumes.

„Das gibt dem Ganzen fast etwas Sakrales. Das bringt uns auch zu einer Betrachtungsweise zwischen Draußen und Drinnen. Das löst sich auf.“, schwärmt Christian Kurzemann über den Panoramaraum.

Blick in die Kulturlandschaft

Der Blick aus dem Panoramaraum ist auch ein Blick auf Vorarlberg und auf seine Geschichte. Von hier aus lässt sich der in den 1950er-Jahren errichtete „Milchpilz“, ein Milchkiosk in Form eines Fliegenpilzes, ebenso erblicken wie das Bodenseeschiff „Vorarlberg“. 1964 hätte das Ausflugsschiff-auf Wunsch des Verkehrsministeriums in Wien - „Karl Renner“ getauft werden sollen. Rund um die sogenannte „Fußachaffäre“ demonstrierte die Vorarlberger Bevölkerung heftig und konnte sich schließlich mit dem Namen „Vorarlberg“ durchsetzen.

Von den Römern in die Gegenwart

Das heutige vorarlberg museum wurde 1857 gegründet und bis zur architektonischen Neugestaltung 2013 als „Vorarlberger Landesmuseum“ geführt. Das Architektenduo Andreas Cukrowicz und Anton Nachbaur-Sturm verknüpfte die bestehende Altbausubstanz der ehemaligen Bezirkshauptmannschaft mit einem modernen Neubau.

Schon die Römer besiedelten einst das Ostufer des Bodensees. Wo sich heutige die Stadt Bregenz befindet, war die Siedlung Brigantium. Die heutige Museumssammlung reicht von archäologischen Stücken aus eben dieser Römerzeit bis hin zu Objekten aus der Gegenwart.

Gestaltung

  • Jakob Fessler

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