
SALZBURG MUSEUM
Das Objekt der Begierde
Salzburg Museum
Das Salzburg Museum liegt im historischen Zentrum der Stadt Salzburg und beherbergt eine umfangreiche kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung. Derzeit ist die Ausstellung "Großes Welttheater - 100 Jahre Salzburger Festspiele" zu sehen.
20. August 2020, 09:57
Salzburg Museum
Mozartplatz 1, 5010 Salzburg
Objekt: Herrenanzug aus Leinen (um 1922)
Ernestine Hutter ist Leiterin der Volkskunde-Abteilung im Salzburgmuseum und Expertin für Salzburger Tracht. Im Rahmen der Ausstellung hat sie einen Raum zum Thema Trachten der 1920-er Jahre kuratiert. Denn zur damaligen Zeit sei die Tracht durch die Festspiele zum „internationalen Modehit“ geworden, so die Kuratorin.

SALZBURG MUSEUM
Zu sehen sind verschiedene Salzburger Trachtenmodelle für Damen und Herren, darunter ein Ensemble, das Marlene Dietrich anno dazumal beim Schneider vergessen hat und auch Lederhosen dürfen in der Ausstellung nicht fehlen.
Als Objekt der Begierde hat Ernestine Hutter jedoch etwas anderes auserkoren: einen Sommeranzug für Herren aus naturweißem Leinen, bestehend aus einer kurzen Hose und einem sogenannten Henndorfer Janker. Dieser wird Kante an Kante getragen und statt mit einer gewöhnlichen Knopfreihe mit zwei Stoffspangen verschlossen. Verziert ist der Anzug mit Silberknöpfen und einer grünen Bordierung.
Produziert hat den sommerlichen Trachtenanzug das traditionsreiche Modehaus "Lanz", das 1922 in Salzburg gegründet wurde. Der Entwurf stammt jedoch von jemand anderem: dem Modeschöpfer Carl Mayr. Er wurde 1875 in Salzburg als eines von sieben Kindern geboren, sein Bruder Richard Mayr war ein berühmter Opernsänger.
Die beiden Brüder bildeten die perfekte Symbiose, Carl entwarf hochwertige Trachten und Richard machte sie bei der Festspielprominenz bekannt. Jeder, der etwas auf sich hielt und in Salzburg dazugehören wollte, trug also Salzburger Tracht. Der von Max Reinhardt getätigte Ausspruch „Die ganze Stadt ist Bühne“ kommt hier in den Sinn. Und so ist die Entwicklung der Salzburger Tracht für Ernestine Hutter untrennbar mit der Geschichte der Salzburger Festspiele verbunden.
Gestaltung: Julia Sahlender