Svetlana Aksenova (Zazà)

MONIKA RITTERSHAUS

Opernrarität zur Saisoneröffnung

"Zaza" im Theater an der Wien

Mit Ruggero Leoncavallos Opernrarität "Zaza" in einer reduzierten Inszenierung von Christof Loy eröffnete das Theater an der Wien die Saison. Die russische Sopranistin Svetlana Aksenova brillierte in der Titelrolle. Viel Applaus galt auch Christopher Maltman und dem ORF Radio-Symphonieorchester unter Stefan Soltész. Ö1 sendet einen Mitschnitt der umjubelten Premiere am Samstag, den 19. September um 19.30 Uhr.

Morgenjournal | 16 09 2020 - Vorbericht

Sabine Oppolzer

Schon das dritte Mal hat sich nun in Wien eine junge Dame der Halbwelt zunächst verliebt, um dann alsbald von ihrem Partner verlassen zu werden. Nachdem die Staatsoper mit "Madama Butterfly" als Eröffnungspremiere vorgelegt und die Volksoper mit "Sweet Charity" fortgesetzt hatte, komplettierte am Mittwoch das Theater an der Wien mit Saisonpremiere Nr.1, der Preziose "Zaza", das traurige Damentrio.

Svetlana Aksenova (Zazà), Nikolai Schukoff (Milio Dufresne)

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Svetlana Aksenova (Zazà) und Nikolai Schukoff (Milio Dufresne)

1900 uraufgeführt und bald vergessen

Ruggero Leoncavallo ist eines der größten One-Hit-Wonder der Operngeschichte. Das Werk des Verismo wurde zwar nach der Uraufführung 1900 in Mailand weltweit häufig aufgeführt und war in den 1920er Jahren an der Met in New York noch eine Zeitlang sehr beliebt, anschließend verebbte die Begeisterung. Leoncavallos "Bajazzo" hingegen, kennt so ziemlich jeder Operngänger.

"Zaza" ist die Geschichte eines gleichnamigen Varietestars, die sich in den Geschäftsmann Milio verliebt, der allerdings in Paris seine Familie hat, woran die Liebschaft der beiden schließlich zerbricht. Acht Jahre nach dem "Bajazzo" uraufgeführt, ist somit auch die "Zaza" in der Theaterwelt angesiedelt und ebenso wie der ungleich erfolgreichere Vorgänger ein Schmachtfetzen im besten Sinne. In düsteren Zeiten kann das Schwelgen im Gefühlsbad ja hin und wieder auch Balsam für die Seele sein.

Mögliche Erklärung für Exotenstatus

Musikalisch ist die "Zaza" dabei durchaus ansprechend, setzt auf lange Läufe und Erinnerungen an Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" oder manch Operette der Silbernen Ära. Anders als im "Bajazzo" fehlt aber eine dezidierte Schmachtarie wie "Vesti la giubba" als Kulminationspunkt - wohl eine der Erklärungen für den mittlerweile Exotenstatus des Werks.

Dass es dabei auf der Bühne nicht mit kitschigem Weichzeichner zugeht, dafür sorgt im Theater an der Wien wieder einmal Christof Loy. Nicht ganz so radikal wie bei seiner Salzburger "Cosi" setzt der 57-jährige Regisseur aber doch wieder auf weiße Wände in reduzierter Raumausgestaltung, wenn das Werk in alter Boulevardtradition im Backstagebereich des Varietes spielt. Er verlässt sich ganz auf seine exzellente Personenführung. Nur die Pariser Wohnung des zu seiner Familie zurückgekehrten Liebhabers Milio ist in der Tradition einer Anna Viebrock als Spießerresopaltraum eingerichtet.

Kulturjournal | 16 09 2020 | Christof Loy über starke Frauen

Svetlana Aksenova (Zazà)

Svetlana Aksenova

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Zaza - zwischen Kindsfrau und Diva

In dieser Atmosphäre liefert neben zahlreichen Stammgästen wie einem stets durchschlagkräftigen Christopher Maltman vor allen Svetlana Aksenova ein fulminantes Hausdebüt ab. Mit ihrem dunkel grundierten Sopran macht sie ihre Zaza zu einem differenzierten Charakter zwischen Kindsfrau und dramatischer Diva. Sie ist weniger eine Italo-Carmen als eine Isabelle Huppert und damit letztlich eine moderne Frau, die sich von ihrem untreuen Liebhaber am Ende trennt und sich nicht umbringt. Vielleicht ist aber der Grazer Nikolai Schukoff als Liebhaber Milio mit nasaler, brüchiger Höhe auch einfach nicht der Tenor, für den man sich am Ende umbringt.

Text: APA, Red.

Viele DarstellerInnen auf der Bühne

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Service

Weitere Aufführungen im Theater an der Wien sind am 18., 23., 25. und 27. September 2020 zu erleben
Am 8. November ist "Zaza" um 20.15 Uhr in ORF III zu sehen

RSO Wien - Zaza