Bäume, gestapelte Baumstämme

APA/AFP/JEAN-FRANCOIS MONIER

Radiokolleg

Nachhaltiges Bauen

Holz, Stroh, Lehm und Wasser im "Radiokolleg"

Die Baubranche ist weltweit einer der großen CO2-Sünder. Große Mengen an Rohstoffen und Energie werden im Bausektor verbraucht - beim Bauen selbst, aber auch in der Herstellung von Baustoffen. Da ist zum einen Zement, der in großen Mengen verwendet wird und bei dessen Produktion riesige Mengen an CO2 entstehen. Zum anderen werden Dämmstoffe wie Styropor eingesetzt, die weder zu einem angenehmen, gesunden Raumklima beitragen noch nachhaltig sind. Wird ein Haus abgerissen, bleiben große Mengen an Müll zurück, der nicht wiederverwertet werden kann.

Das Bauwesen hinkt in Fragen der Ressourceneffizienz dramatisch hinter den technischen Möglichkeiten her.

Viele Probleme der Bauphysik könnten, so Verfechter/innen des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen, bereits mit dem richtigen Material gelöst werden. Selbst die moderne Hirnforschung attestiert Holz eine beruhigende Wirkung.

Die Firma Thoma baut Vollholzhäuser nach dem Kreislaufkonzept. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, betont der Förster und Betriebswirt Erwin Thoma in seinen Vorträgen und Büchern, dass es viel intelligenter ist, auf temperaturträges Holz zu setzen, als aufwendige Heiz- und Kühlsysteme zu bauen. Selbst Hochhäuser können aus Holz gebaut werden, wobei hier aus Gründen der Statik auch Betonstützen zur Verwendung kommen, wie im Holzhochhaus im neuen Wiener Stadtteil Aspern Seestadt.

Lehm - nachhaltig und gesund

Hybridbauweisen werden auch an den Technischen Universitäten in Wien und Graz erforscht. Der Universitätslehrgang "Nachhaltiges Bauen" bietet eine ganzheitliche Betrachtung des Lebensweges von Bauwerken, die eine neue Planungsqualität wie auch modifizierte Bauprodukte und Bausysteme erfordern. Die natürlichen Baustoffe Holz und Lehm, aber auch Stroh wurden jahrtausendelang im Hausbau eingesetzt, bis sie von "modernen", scheinbar robusteren Materialien abgelöst wurden. Früher mit Armut assoziiert, tragen sie heute den Ökostempel.

Doch zusätzlich zum Nachhaltigkeitsaspekt bieten sie Vorteile für die unterschiedlichsten Aspekte unserer Gesundheit und Lebenswelt. Der Architekt Andi Breuss beschäftigt sich mit alten Prinzipien des Hausbaus mit Lehm und verwendet den Lehm vom eigenen Acker zur Adaptierung und Neugestaltung von Bestandsgebäuden, zum Beispiel in Mitterretzbach im Weinviertel: Lehm zur Sanierung des alten Mauerwerks und zur Sockelabdichtung, Stampflehm als Brandschutz, Stroh-Lehm-Mischungen gegen Kältebrücken und natürlich Lehmputz für ein angenehmes Raumklima sowie für eine gute Raumakustik.

Umgang mit Wasser überdenken

Vor allem in Zeiten klimatischer Veränderungen ist auch der Umgang mit Wasser zu überdenken. Das Projekt "Schwammstadt Berlin" beispielsweise versucht, die Großstadt für Starkregenereignisse zu wappnen, der Versiegelung der städtischen Bodenflächen entgegenzuwirken und Konzepte dafür zu entwickeln, wie große Wassermengen aufgenommen, gespeichert und in Hitzeperioden zur Kühlung wieder abgegeben werden können.

Für Strohballenhäuser gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen zum Selberbauen. Doch geht das wirklich so einfach? Und wie sieht es mit dem Brandschutz aus? Welche Aspekte sind beim Einsatz der jeweiligen Materialien zu beachten, und welche Kombinationen sind in unserem Klima sinnvoll?

Auch wenn beim Blick auf Standardbaustellen nach wie vor Zement und Styropor ins Auge fallen, ist es mit ökologischen Baustoffen schon lang möglich, modernen Ansprüchen gerecht zu werden - und gebaute Lebensräume ebenso ästhetisch wie komfortabel zu gestalten. Warum also nicht nachhaltige Lösungen flächendeckend einsetzen?

Gestaltung

  • Margit Atzler