Neil Young

AP/AMY HARRIS

"Return to Greendale"

Album von Neil Young

Dieser Tage erscheint das Live-Album "Return to Greendale" mit Aufnahmen der 2003er Tour von Neil Young und dessen Band Crazy Horse.

Neil Young gilt als einer der Größten in der amerikanischen Rock-Geschichte und feiert am 12. November seinen 75. Geburtstag. Auch als politische Stimme und als Archivar seines eigenen Werkes hat er sich einen Namen gemacht - in diesen Tagen aktiv und pointiert meinungsstark wie eh und je. "Homegrown" hieß das erst heuer erschienene Album, das Young ursprünglich 1974 aufgenommen hat. Nicht ganz so weit zurück geht es nun mit der nächsten Wiederentdeckung - "Return To Greendale". Bei seiner Veröffentlichung zählte "Greendale" zu den bis dahin umstrittensten Alben Youngs.

Mittagsjournal | 07 11 2020

David Baldinger

Es war so gar nicht das, was sich viele Fans unter einem Neil-Young-Konzert vorstellten. Zehn neue Songs, szenisch aufgeführt. Tänzer und Schauspieler tummelten sich auf der Bühne. Keine Spur von "Heart of Gold" und den anderen Klassiker. Über 80 Shows spielten Young und Crazy Horse auf ihrer "Greendale"-Tour 2003, mehr als ein Jahr zog der Tross durch Nordamerika. Dafür waren Young und seine Band Crazy Horse in Topform.

Sprechverbot von der BBC

Für den Kanadier, der seit diesem Jänner auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, zählt das Verschmelzen mit seinem Publikum zu den großen Mysterien seines Schaffens, wie er Dan Rather erzählte. "Alles passiert gleichzeitig und verschmilzt. Zum ersten und einzigen Mal. Dann kommt der primitive Beat und das sich aufbäumende Beben - das ist doch Herz und Seele von Rock and Roll."

Von Verschmelzen konnte 2003 aber nicht die Rede sein. Die Kritiken fielen teils verheerend aus. Die BBC riet ihm, doch ein Jahrzehnt lang den Mund zu halten bis er wieder etwas zu sagen habe.

Albumcover

REPRISE

Angry Young Man

Young siedelte sein "Greendale"-Musical in einer fiktionalen kalifornischen Stadt an und folgt dem Schicksal der Familie Green. Das idyllische Städtchen Greendale ist Youngs Bühne, um große Konzerne anzuklagen, die durch ihre Spenden Gesetze kaufen und so die Demokratie torpedieren.

"Sie stecken Millionen von Dollar in die Wahlkämpfe von Politikern, die sich dadurch erkenntlich zeigen, dass sie Gesetzesentwürfe der Konzerne in gültiges Recht gießen." Seit Jahren schon fährt Neil Young einen zum E-Auto umgebauten 59er Lincoln - als Synthese der amerikanischen Ikone Auto mit dem von Young gepredigten Umweltschutzgedanken. Was ihn antreibt? "Meine Liebe zum Planeten, zur Erde, treibt mich dazu an, diese Dinge immer wieder anzusprechen. Ich bin dabei aber nicht aggressiv, ich werfe bloß ein Licht darauf."

Für eine Handvoll Dollar

Young ist auch rastloser Archivar. Seit dem Vorjahr gibt es die Neil Young Archives in hochauflösender HD-Qualität hinter einer Paywall, Abonnenten müssen also bezahlen. Für zwei Dollar pro Monat oder 20 Dollar pro Jahr kann jeder auch die entlegensten Winkel dieser vielschichtigen Karriere durchstöbern. "Wir müssen uns um diese Kunstform kümmern, also müssen all diese großartigen Stücke aus allen Epochen mit dieser hochauflösenden Digitaltechnik archiviert werden." Seit Ende der 1980er schon schwebte Young die Idee vor, um den Rock and Roll für künftige Generationen zu konservieren. "Return to Greendale" ist ein weiteres Puzzlestück.

"It’s better to burn out than to fade away", sang Young in "Hey Hey My My" 1977. Mit fast 75 ist es für Young viel zu spät, um noch zu verglühen und auf schleichenden Rückzug scheint er ebenfalls keine Lust zu haben. Dann lieber für die eigenen Überzeugungen kämpfen und den Nachlass schlichten.

Gestaltung

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