
APA/ANGELIKA GRABHER-HOLLENSTEIN
Virtuelles Symposium
Kulturvermittlung neu denken
Ein dreitägiges virtuelles Symposium (28.-30. Jänner) widmet sich neuen Zugängen der Kulturvermittlung. Auch diese ist von der Corona-Krise stark betroffen. Das spürt man auch in den Bundesmuseen in Wien.
28. Februar 2021, 02:00
Organisiert wird das Symposium von der NÖKU-Gruppe, einem Zusammenschluss von Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Niederösterreich, gemeinsam mit der Kultur Region Niederösterreich.
Sie gestalten Führungen, planen und veranstalten Workshops, verfassen Begleittexte und Programme. Und liefern damit oftmals die Grundlage, für die kritische Auseinandersetzung mit der ausgestellten oder dargebotenen Kunst: die Gruppe der Vermittlerinnen und Vermittler leistet viel, so Matthias Pacher, Geschäftsführer der Museum Niederösterreich Betriebs GmbH und einer der Organisatoren des Symposiums für Kulturvermittlung.
Für ihn sind die Vermittlerinnen und Vermittler das Aushängeschild einer kulturellen Institution. Sie sind, so Pacher, am Puls der Zeit und stehen in unmittelbarem Kontakt mit den Gästen. Da könne man noch so gute Marketingkonzepte im Hintergrund entwerfen, diejenigen, die wirklich spüren, was die Leute wollen, seien die Vermittlerinnen und Vermittler.
Corona trifft die Branche hart
Doch die Bedingungen in der Branche sind schwierig, die Corona-Krise und die langanhaltenden Schließungen der Institutionen haben das nochmals befeuert, wie Rotraut Krall vom Kunsthistorischen Museum Wien sagt. Sie sieht die Lage besonders dramatisch für die Gruppe der flexibel tätigen Kunstvermittlerinnen und -vermittler. Diese werden nur auf Basis der Nachfrage beschäftigt. Durch das plötzliche Ausbleiben des Tourismus sei auch die Nachfrage weggefallen und viele hätten damit praktisch von einem Tag auf den anderen alles verloren.
Und davon gibt es viele. So kamen im Kunsthistorischen Museum zu Spitzenzeiten auf drei fix angestellte etwa 30 freie Vermittlerinnen und Vermittler. Und auch wenn man einiges mit Kurzarbeit abfangen konnte, sieht Rotraut Krall langfristigen Verbesserungsbedarf und hofft da auch auf die Signalwirkung des Symposiums.
Ohne Kunstvermittlung ist ein Museum tot.
Die Vermittlerin verspricht sich dadurch einen Anstoß und das weiter daran gearbeitet wird, dass das Berufsbild der Kunstvermittlung öffentlich ernst genommen wird. Es müsse auch "ins Bewusstsein der Politik rücken, ohne Kunstvermittlung ist ein Museum tot". Von Seiten des Bundes fordert sie, dass im Falle der Bundesmuseen die finanzielle Möglichkeit geschaffen wird, "dass das ein weiterer aufsteigender Zweig im Museum ist", so Krall weiter.
Online-Angebote ausbauen
Das Problem sei aber komplex, vor allem aufgrund der schwankenden Besucherzahlen übers Jahr, so Matthias Pacher. Es müsse immer auch in Relation dazu stehen, wie viele Gäste man lukrieren kann. Das sei eine betriebswirtschaftliche Überlegung, denn, so Pacher "was tut man mit zehn Workshop-Programmen, wenn die entsprechende Auslastung nicht da ist?"
Online-Angebote könnten da langfristig beiderseitig neue Perspektiven schaffen. Denn hier gäbe es, so Pacher, noch viele Zielgruppen, die man physisch nicht ins Museum bekommt, aber im virtuellen Raum erreichen kann. Online würden sich diverse neue Möglichkeiten bieten, Kulturvermittlungskonzepte zu erarbeiten und auch anzubieten. Das herauszuarbeiten sei auch ein wesentlicher Punkt des Symposiums.
Krise als Chance für Neues
Die Corona-Krise hat dabei einen großen Vorschub geleistet, diverse Institutionen haben schnell reagiert und Online-Angebote gestartet. Dieses Angebot will aber wohl überlegt sein, so Pacher. Einfach Sachen zu kopieren, die sich in physischer oder analoger Form bewährt haben und dort gut funktionieren, wird online oftmals sehr schwierig. Die Kulturschaffenden seien jetzt gut beraten, wenn sie Neues im Netz bringen. Denn, da sind sich Rotraut Krall und Matthias Pacher einig, die digitalen Angebote sind kein Ersatz für die analoge Vermittlung. Begleiten werden sie uns aber sicher auch in Zukunft.
Text: Julia Sahlender
Service
NÖKU - Kulturvermittlung neu denken