Hörspielpreis

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Ein kleiner Schatz

Der neue Ö1 Hörspiel-Preis

Weniger eine Trophäe, mehr ein „Glücksbringer“, der in seinem Inneren ein klingendes Geheimnis birgt, so könnte man den neuen Ö1 Hörspielpreis beschreiben. Gestaltet hat ihn die Künstlerin Sofia Kocher im Rahmen einer Semesterarbeit an der Klasse für Industrial Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Was muss ein Preis können, außer sich dekorativ im Regal auszunehmen? Oder sollte er vielleicht gerade in kein Regal passen? Das fragten sich 14 Studierende für Industrial Design der Wiener Angewandten, nachdem Ö1 sie gebeten hatte, die neue Hörspieltrophäe zu entwerfen. Unter der Anleitung von Sofia Podreka und Marcus Bruckmann spielten die Studierenden Verleihungen durch, besprachen Material und Symbolik solcher Objekte. „Wir zittern natürlich auch immer ein bisschen mit. Wir arbeiten mit einer Gruppe an Erstsemestrigen und tragen dann auch die Verantwortung, dass es ja tatsächlich fertig werden muss,“ meinte die Designerin Sofia Podreka.

Moment - Leben heute

Antonia Löffler über den neuen Ö1 Hörspielpreis

Wattestäbchen, Bechertelefon, Maultrommel

Die Übung gelang. Am Ende des Prozesses präsentierten die Studierenden zwanzig sehr unterschiedliche Preise. Lara Friesz zum Beispiel schlug ein überdimensionales, etwa 1,20 Meter langes, silbern glänzendes Wattestäbchen vor. Das Ohrstäbchen sei ein Objekt, das absichtlich in kein Regal passe - dafür, fügte sie hinzu, mache es sich gut in Wohnungsecken. Felix Eselböck entwarf ein Bechertelefon, so eines wie es Kinder von Fenster zu Fenster spannen. Seines war in der Endausführung allerdings edler, mit goldener Kordel und Bechern aus Messing. Emilie Karaskovas Modell wiederum erinnerte von der Seite entfernt an ein Ohr mit Metallzungen, die sich wie bei einer Maultrommel zum Klingen bringen ließen. Soweit drei Beispiele aus 20 eingereichten Objekten.

Zwei Fotos einer Preisverleihung

So näherte sich die spätere Preisträgerin Sofia Kocher an das Thema an. Besonder bemerkenswert schien ihr, "dass die eigentliche Übergabe des Preises nicht als das Highlight bzw. als der Abschluss des Abends gesehen wird, sondern die Performance des Siegersongs.“

Einen kleinen Schatz erhalten

Den Wettbewerb für sich entscheiden konnte schlussendlich ein Oloid von Sofia Kocher. Diese geometrische Form wurde 1929 vom Bildhauer Paul Schatz entdeckt. „Die Form ist ganz interessant, sie besteht eigentlich aus zwei Kreisen, die aufeinandertreffen und die Oberfläche ist so, dass, wenn man das Objekt zum Rollen bringt, über die gesamte Oberfläche abgerollt wird. Und in dieser Form verbirgt sich dann eben eine Klangkugel, die einen besonders magischen oder engelhaften Klang von sich gibt,“ beschreibt die Künstlerin ihren Entwurf. Eine Trophäe im klassischen Sinn sei es allerding nicht. Bei ihren Überlegungen ging Sofia Kocher davon aus, welchen Preis sie selbst einmal gerne erhalten würde: „Und so bin ich von der Trophäe oder diesem Pokal weggekommen auf so einen kleinen Schatz.“

Schließlich fehlten nur noch handwerkliches Geschick und der richtige Feinschliff. Mit beidem konnte Goldschmied Florian Wagner dienen, der die Designerin bei der Umsetzung unterstützte.

  • Halbfertige Oloide

    Die Oloide auf dem Weg zur Fertigstellung

    SOFIA KOCHER

  • Oloide aus Messing

    Die fertigen Preise vor der Gravur

    SOPHIA KOCHER

  • Oloide aus Messing

    Die Preise nach der Gravur

    ORF/JOSEPH SCHIMMER

|

Aus der Taufe gehoben

Keine Trophäe ist es also geworden, sondern ein „Glücksbringer, den man gerne in der Hand hält.“ Das konnten die Gewinnerinnen und Gewinner des neuen Ö1 Hörspielpreises bestätigten. Im Anschluss an die Verleihung wurde auch gleich fieberhaft nach einem Namen gesucht. „Ohrloid“ schlugen Roman Gerold und Andreas Jungwirth vor. „Lágrima de oro“, die goldene Träne, assoziierte Natascha Gangl. „Oulipo“ fiel Juror Fritz Ostermayer ein. Er dachte dabei an den gleichnamigen französischen Autorenkreis der 1960er. Mimu Merz, Gewinnerin des Publikumspreises, nannte ihn „den goldenen Publikumstropfen“. Schlichtweg „Olga“ taufte ihn die Musikerin Maja Osojnik. In Klang und Einfachheit entzückte vor allem Letzteres die im Studio Anwesenden - ebenso wie der Preis selbst, der übrigens hervorragend in eine Jackentasche passt.

Übersicht

  • Ö1 Hörspiel-Gala