TRICKY WOMEN
Filmfestival online
Tricky Women/Tricky Realities
Im diesjährigen Festivaltrailer zu Tricky Women/Tricky Realities der amerikanischen Filmemacherin Renee Zhan, wird in poetischen Bildern, die an den japanischen Künstler Katsushika Hokusai erinnern lassen, aber auch in poetischen Worten ein Umbruch angekündigt.
10. April 2021, 02:00
Ein Jahr lang war es dunkel, so die Künstlerin, ein Jahr lang hat die Welt geweint, aber aus diesen Tränen, könne nun etwas Neues entstehen. Das 2001 in Wien gegründete Festival widmet sich heuer in einer Onlineausgabe erneut dem internationalen Animationsfilmschaffen von Frauen und feiert außerdem an Hand 150 Filmarbeiten sein 20-jähriges Bestehen.
Vor zwei Jahrzehnten sei der Animationsfilm zwar bereits auf große Resonanz gestoßen, erinnert sich Festivaldirektorin Waltraud Grausgruber, habe allerdings noch ein absolutes Nischendasein gefristet. "Heute, 20 Jahre später, spielt der Animationsfilm in allen Medien eine große Rolle, es ist fast nicht mehr vorstellbar, eine Werbung ohne Animation zu sehen und auch Langfilme sind jetzt immer wieder auf internationalen Festivals vertreten."
Animation für historische Lücken
Der aufkommenden Tendenz animierter Langspielfilme schließt sich auch Tricky Women an und zeigt heuer die österreichische Erstaufführung von "My favorite War". Darin führt die heute in Norwegen lebende Filmemacherin Ilze Burkovska-Jacobsen zurück in ihre ehemalige sowjetische Heimat Lettland.
Ein vielfach preisgekrönter Film, der in einer Kombination aus dokumentarischem Archivmaterial und animierten Bildern die Kindheit und Jugend während des Kalten Krieges schildert. Für Waltraud Grausgruber sei der Film nicht nur auf künstlerischer Ebene beeindruckend, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass die Regisseurin Szenen animieren musste, die im Archiv nicht zur Verfügung standen, für die Geschichte aber essenziell gewesen sind.
Trickfilm als Tradition
In Österreich hat der Trickfilm bereits eine lange Tradition - auch dank Maria Lassnig. Die 2014 verstorbene international renommierte Malerin und Medienkünstlerin erhielt Anfang der 1980er Jahre als erste Frau eine Professur für Malerei und gründete an der Universität für angewandte Kunst in Wien die Klasse für "experimentelles Gestalten", die mittlerweile die Bezeichnung "Malerei und Animationsfilm" trägt. Eine ihrer Absolventinnen ist die Tiroler Künstlerin Sabine Groschup gewesen, deren Filme schon häufig im Rahmen des Festivals gezeigt wurden.
Eine weitere Filmkünstlerin, deren Arbeiten als "Publikumslieblinge" bei Tricky Women gelten, ist Caroline Leaf, die Grand Dame des Animationsfilms. 1991 veröffentlichte sie mit "Two Sisters" die Geschichte zweier ungewöhnlicher Schwestern, deren isoliertes Leben auf einer Insel plötzlich von einem fremden Verehrer zerrüttet wird.
"Das Besondere an diesem Film ist, dass Caroline Leaf auf 70 mm Film gekratzt hat. Bei dieser Technik kommt eine gelbe und eine grüne Schicht hervor, sie halt also wirklich mit den Emulsionen gearbeitet. Sie hat überhaupt viele Techniken entwickelt und auf höchstes Niveau weitergebracht - deswegen haben wir auch eine Masterclass und ein ganz spezielles Interview mit ihr aufgenommen, die im Rahmen des Festivals zu sehen sein werden", so Grausgruber.
Neue Räume und andere Narrationen
Der 30 Jahre alte Klassiker "Two Sisters" wird am 14. März gezeigt und dient als Sinnbild für die grenzenlosen Möglichkeiten des Animations-Genres. Ob 3D-Computer-Animationen, klassische Schwarz-Weiß-Zeichnungen oder Videospiel-Ästhetik - und diverse Zwischenformen - alles ist in aktuellen Trickfilmen zu sehen. Eine Diversität, die im Zuge der Diskussions- und Vortragsrunde "Best Practice" am 12. März aufgegriffen wird, die nicht digital, sondern ganz real in der Wiener Galerie Bildraum 07 stattfindet.
Passend zur Thematik neuer Formen, die das Konventionelle durchbrechen wollen, ist dort auch der Kurzfilm "Sympoietic Bodies" von Flavia Mazzanti zu sehen, der die Sinneswahrnehmungen jenseits aller Einschränkungen auf eine Reise schickt - eine spannende Hommage an das Hybride.
Service
Tricky Women - 10. bis 14. März 2021
My favorite War
Caroline Leaf