Nino aus Wien und Ernst Molden

STEFAN MUSSIL

Ernst Molden | Nino aus Wien

Musikpoetischer "Zirkus"

Sechs Jahre ist es nun her, seit die beiden Wiener Liedermacher Ernst Molden und der Nino aus Wien ihr erstes gemeinsames Album veröffentlicht haben, mit "Zirkus" legen sie nach.

"Unser Österreich" hieß das Werk mit Austropop-Coverversionen, wurde zum Überraschungserfolg und landete auf Platz drei der Albumcharts. Nun wird die Kooperation der Brüder im Geiste fortgesetzt. Das gemeinsame Album "Zirkus" ist Musik zum Film "Ein Clown. Ein Leben" von Regisseur Harald Aue über den Gründer des Circus Roncalli, Bernhard Paul. Seine Geschichte und seine Geschichten inspirierten Molden und den Nino aus Wien.

Manege frei für zwei Musik-Poeten. Der Nino aus Wien und Ernst Molden bitten zur Vorstellung - und "Zirkus" beginnt gleich standesgemäß im Wiener Konjunktiv: "Warad I A Clown", singt Ernst Molden, "hätt I ka Vertrauen in die Welt". Der Clown als geschminkter Außenseiter hat den Liedermacher schon als Kind fasziniert. "Clowns waren für mich schon lustig", erinnert sich Molden, "aber auch traurig. Ich dachte, der Clown ist eh schon so arm und versteht so wenig und dann lachen ihn noch alle aus. Ich hatte Mitleidsgefühle."

Cover

BADER MOLDEN RECORDINGS

"Das ist schon ein Wunder, ein bisserl"

Die spirituelle Verwandtschaft zwischen dem tatsächlichen und dem nicht ohne Grund so bezeichneten Pop-Zirkus steht für den Nino aus Wien außer Frage. "Ob Du nun Musiker bist oder im Zirkus, Du bist jeden Tag in einer neuen Stadt. Immer unterwegs und Du weißt nie, was passiert. Auch wenn das Programm vielleicht gleich ist, ist doch alles immer anders."

Der Zirkus als Ort zum Träumen, diese Idee motivierte auch Bernhard Paul bei der Gründung des Circus Roncalli im Jahr 1976. Das Premieren-Programm ließ die programmatische Richtung gleich erkennen: "Die größte Poesie des Universums", so der bescheidene Titel. Ernst Molden fasziniert der Lebensweg des Zirkusmachers. "Dass jemand aus einer Arbeiterfamilie aus Wilhelmsburg in Niederösterreich beschließt er will Zirkus machen, dann reinkommt und es nicht nur schafft, sondern über die Jahre auch den stilprägenden Zirkus Europas macht, das ist schon ein Wunder, ein bisserl."

König Bernhard von Roncalli

Vor drei Jahren kam Regisseur Harald Aue auf die beiden zu. Sein Begehr: Lieder für seinen Film "Ein Clown. Ein Leben" über den Circus Roncalli und dessen Impresario Paul. Als Paul zu einem Konzert der beiden kommt wird bis tief in die Nacht geredet - der Deal war besiegelt.

Im Stück "Da Kenig" porträtiert Molden Paul als einen, der sich seine eigene Welt zimmert und darin auch gut allein auskommt. "‘Da Kenig‘ ist eigentlich die Abschrift dieses Gesprächs mit Bernhard Paul, die Quintessenz."

Die Harmonie zweier Freunde

Es ist das erste Mal, dass die beiden Freunde auch gemeinsam komponieren. "Wir haben festgestellt, dass das Schreiben, der Prozess des Songwritings etwas zutiefst Intimes und Innerliches ist. Das macht man ganz allein wie nur wenige Sachen sonst. Normalerweise." Denn in dieser Konstellation funktioniert das Zusammenspiel. Jeder bringt seine Puzzleteile mit und Schritt für Schritt ergibt sich so ein stimmungsvolles Ganzes.

"Ich habe einen Anfang geschrieben für ein Lied", erinnert sich der Nino aus Wien an den allerersten gemeinsamen Song. "Ernst hat mich in meinem Proberaum in Simmering besucht, und ich habe ihm meinen Anfang vorgespielt. Er meinte dann, dass er auch einen Teil habe, der dazu passen könnte. So hatten wir schon unser erstes Lied." "Zirkusmusik" hieß dieser erste Song, der zum Abschluss des Albums wurde und ein Schlaglicht auf eine geheimnisvolle Welt und ihre Bewohner wirft.

Ernst Molden und dem Nino aus Wien gelingt es, in diesen zwölf kurzen und kurzweilig erzählten Geschichten die einzigartige Zirkuszeltatmosphäre einzufangen. Zwei Musikanten, die der Manege als Ort der Verheißung huldigen - das passt.

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Lexikon der österreichischen Popmusik

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