Buch des Monats

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

April 2021

Hernan Diaz, "In der Ferne"

Hernan Diaz‘ Roman "In der Ferne" ist das Ö1 Buch des Monats April.

Vor vier Jahren erschien der erste Roman des aus Argentinien gebürtigen und in New York lebenden Schriftstellers Hernan Diaz unter dem Titel "In the Distance" im US-amerikanischen Original. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und war auch für den Pulitzerpreis 2018 nominiert. Nun liegt er unter dem Titel "In der Ferne" in deutscher Übersetzung vor.

Diaz' Prärieepos über die Eroberung des nordamerikanischen Westens im 19. Jahrhundert gehört zu den herausragendsten und ungewöhnlichsten Büchern der letzten Jahre. In dessen Zentrum steht eine Figur namens Hawk, ein eingewanderter Schwede, der auf der Suche nach seinem verschwundenen Bruder wie eine mythische Gestalt den Kontinent durchwandert und den Prozess der Zivilisierung als durchwegs verstörend erlebt, durchsetzt von Gewalt und Einsamkeit. Dabei ist "In der Ferne" ein ungemein existenzielles und hochpoetisches Buch, nicht nur die Naturschilderungen und das Einzelgängertum seines Helden betreffend.

Auch wenn in diesem Epos kaum Indianer und schon gar keine Cowboys vorkommen, ist dieser Roman zweifellos ein moderner Western. Ein Western, der sich vorgenommen hat, all jene Klischees zu zertrümmern, die wir aus der Populärkultur kennen. "In der Ferne" ist ein existenzielles Sprachkunstwerk, die hochpoetische Geschichte einer inneren und äußeren Irrfahrt vor dem geografischen und historischen Hintergrund des so bezeichneten "Wilden Westen".

Service

Hernan Diaz, "In der Ferne", Roman, aus dem Englischen von Hannes Meyer, Hanser Berlin