Peter Patzak

APA/HERBERT NEUBAUER

1945-2021

"Kottan"-Regisseur Peter Patzak ist tot

Der österreichische Künstler, Autor und Regisseur Peter Patzak, der nicht zuletzt mit der Krimiserie "Kottan ermittelt" Kultstatus erreichte, ist tot. Das bestätigten Freunde der Familie gegenüber der APA. Er verstarb am gestrigen Donnerstag im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus von Krems, wie die "Kronen Zeitung" berichtet

Geboren wurde Patzak am 2. Jänner 1945 als echtes Nachkriegskind in Wien. Das Aufwachsen im Arbeiterbezirk Brigittenau sollte sowohl ihn als auch seinen langjährigen Wegbegleiter - den Autor Helmut Zenker - nachhaltig prägen, wie sich Patzak einst in einem ORF-Porträt erinnerte. Nach dem Schulabschluss studierte er Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei und hatte seine erste Ausstellung unter Albert Paris Gütersloh, dem geistigen Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Und kurz darauf folgte bereits die erste Hinwendung zum Film, als Patzak Mitte der 60er Jahre zur "Films of Art"-Show nach New York eingeladen wurde, entstanden doch von 1968 bis 1970 erste Kurzfilme. Der Weg zum Spielfilm war da nicht mehr weit.

Ann Millar und Walter Kohut

Ann Millar und Walter Kohut in "Kassbach", 1978.

ORF

Internationale Anerkennung für „Kassbach“

Schon früh arbeitete der junge Filmemacher mit prominenten Darstellerinnen, etwa Rita Tushingham im Thriller "Die Situation" (1972) oder Paula Wessely, die in "Glückssache" (1977) eine Supermarktkassiererin vor Patzaks Kamera spielte. Er habe das Glück gehabt, mit vielen Namen der Filmgeschichte zu drehen, die ohne Allüren agierten, konstatierte der Wiener einmal im "Kurier"-Interview.

Eine der bedeutendsten Kinoarbeiten Patzaks jener Zeit war das Neonazi-Porträt "Kassbach" (1979), für das er international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand. "Kassbach" gilt immerhin als einer der Lieblingsfilme von US-Regielegende Martin Scorsese.

Peter Vogel und Curth A. Tichy

ORF/SATEL FILM

Peter Vogel und Curth A. Tichy in "Kottan ermittelt: Hartlgasse 16", 1976.

Kottan ermittelt - ein Stück österreichische Fernsehgeschichte

Dass er parallel mit dem Major Kottan, an dem er mit Zenker arbeitete, eine legendäre Figur und ein Stück österreichischer Fernsehgeschichte schreiben würde, war ihm damals noch nicht bewusst. Bis 1983 entstanden 19 Folgen der ungewöhnlichen Kriminalserie sowie der Kinofilm "Den Tüchtigen gehört die Welt" (1981). Schließlich hievte Patzak mit "Kottan ermittelt: Rien ne va plus" im Jahr 2010 den Kult-Kommissar noch einmal auf die Leinwand.

Doch auch wenn Peter Patzak vielen vor allem als der Vater der Kultfigur Kottan in Erinnerung bleiben wird, ist sein Oeuvre doch unendlich weitergespannt. So zeichnete er in den 80er Jahren auf für den Kinofilm "Die letzte Runde (Strawanzer)" (1983) mit Elliott Gould und den Krimi "Joker" (1987) mit Peter Maffay verantwortlich. Mit "Killing Blue" (1988), "Gavre Princip - Himmel unter Steinen" (1990) oder "Brennendes Herz" (1995) erregte er erneut international Aufsehen.

Bruch mit dem Fernsehen

Für "Shanghai 1937" (1996) erhielt er in Moskau den "Preis der russischen Filmschaffenden" und wurde im gleichen Jahr mit dem Max-Ophüls-Preis gewürdigt. Für die Doderer-Verfilmung "Die Wasserfälle von Slunj" gab es dann einen Preis in Venedig und den Volksbildungspreis. Seit 1993 unterrichtete er überdies als ordentlicher Professor Regie an der Wiener Filmakademie, die er auch als Institutsvorstand leitete. Und doch kam es zu dieser Zeit zum Bruch mit dem Fernsehen, von dem sich Patzak schlicht vergessen glaubte.

Dies war eine weitere Triebfeder, sich verstärkt der Bühne zuzuwenden. So inszenierte Patzak 2007 mit Theo van Goghs "Interview" im Stadttheater Walfischgasse erstmals für die Bühne.

Peter Patzak

ORF/REGINE SCHOETTL

Malerei rückt in den Mittelpunkt seines Schaffens

Vor allem aber rückte die Malerei wieder an zentrale Stelle im Schaffen des Umtriebigen. Zwar hatte Patzak seit den 1960ern stets parallel zu seinem filmischen Schaffen auch die Malkunst betrieben und weltweite Ausstellungen gehabt. Nun jedoch wurde das Medium noch bedeutender für ihn. So widmete ihm das Bank Austria Kunstforum unter dem Titel "Aus dem Archiv der Erinnerung" im September eine verspätete Geburtstagsausstellung.

Und auch sonst war das Lebenswerk des Künstlers gewürdigt worden. Zum 65. Geburtstag erhielt der Tausendsassa, der auch Kurzgeschichten verfasste und Drehbücher schrieb, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Erst im Vorjahr gestellte sich hier das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien hinzu.

Text: apa/red

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