ALvin Lucier

AP/MARKUS SCHREIBER

Neue Musik im Härtetest

Alvin Lucier - "Nothing is Real"

Alvin Lucier wurde 1931 in New Hampshire in den USA geboren. Er studierte Komposition an der Yale sowie an der Brandeis University, u.a. bei Aaron Copland. 1960 ging er nach Italien, in Mailand folgen erste Auseinandersetzungen mit Neuer Musik, insbesondere mit Tonbandkompositionen. Alvin Lucier starb am 1. Dezember 2021.

Nach seiner Rückkehr in die USA beginnt er mit Klängen zu experimentierten, untersucht etwa Gehirnwellen als musikalischem Material.

1966 gründet Lucier gemeinsam mit anderen Komponisten die Sonic Arts Union. Ziel der Gruppe ist es Stücke zu schaffen, in denen etablierte Techniken verworfen und die Natur des Klangs von Grund auf neu behandelt wird.

Die Komposition

"Nothing is Real" entsteht 1990. Fragmente des Beatles-Songs "Strawberry Fields Forever" werden darin auf dem Klavier gespielt. Mit Pedal gedämpft bewegen sich die Melodie-Bausteine am Rande der Abstraktion. Gleichzeitig wird das Stück auf einem Miniaturkassettenrekorder aufgezeichnet.

"Das klingt wie eine verfremdete Beatles-Ballade." - "Das IST eine in die Länge gezogene Beatles-Ballade."

Im zweiten Teil wird diese Aufnahme dann über einen kleinen Lautsprecher wiedergegeben. Dieser ist in einer Teekanne versteckt, die auf dem Deckel des Klaviers steht. Durch verschiedene Positionen des Teekannen-Deckels oder durch Abheben der geschlossenen Teekanne vom Klavier verändert sich der Klang der Wiedergabe. "Strawberry Fields" wird somit dekonstruiert und in einer völlig neuen Klanglandschaft wieder zusammengesetzt.

Die Klien-Brüder über "Nothing is Real"

Andreas Maurer

"Seine Kompositionen führen zu einer grundlegenden Theorie des Klangs, die zeigt, wie wir uns die akustische Welt aneignen können, wie wir hören können, was erst noch erklingen muss. Denn in seinen Arbeiten manifestiert sich eine wohlkalkulierte Verzückung, die den Klang zwischen akustischer Tatsache und akusmatischer Träumerei verortet, zwischen der physischen Realität und den schwer fassbaren Polyphonien, die sie beseelen. Alvin Lucier lehrt uns, intensiv zuzuhören und Klänge als dynamische Elemente unseres Alltags zu sehen – mit berauschenden Konsequenzen." Brandon LaBelle für die documenta 14

Übersicht