Der Hafen von Ampulien.

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Ambiente

Zwischen zwei Meeren

Mit "Ambiente" unterwegs an der Küste des Salento in Süditalien.

Im Süden Apuliens, zwischen dem Ionischen und dem Adriatischen Meer, liegt die nur 40 Kilometer breite und 100 Kilometer lange Halbinsel Salento, die auch als Absatz des italienischen Stiefels bezeichnet wird. Malerische Orte, wie Otranto auf der adriatischen oder Gallipoli auf der ionischen Seite, entstanden in der Antike und faszinieren sowohl durch ihre großartige Lage als auch durch ihre sehenswürdige Altstadt.

Besuch beim Leuchtturmwächter

Unter den Palazzi von Gallipoli kann man unterirdische Ölmühlen aus dem 16. Jahrhundert besichtigen. Das wertvolle Olivenöl wurde mit Schiffen nach ganz Europa exportiert und war ursprünglich kein Genussmittel, es wurde vor allem für Dochte und Seifen verwendet. Das erzählt Antonio Maggio, der Leuchtturmwärter von Santa Maria di Leuca, dem südlichsten Ort Apuliens. Er schaut den Schiffen zu, die heutzutage das "flüssige Gold Puglias" transportieren.

"Ich bin de Hausarzt des Leuchtturms", Antonio Maggio

Das macht er allerdings nicht von der Spitze des Leuchtturms, sondern vom Erdgeschoß aus, wo er auf Computerbildschirme blickt. "Ich bin de Hausarzt des Leuchtturms", sagt er, "der Leuchtturm ist ein Symbol. Wenn er einmal nicht leuchten würde, dann wäre das ein schlechtes Omen."

Der Hafen von Apulien.

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Auf der Strandpromenade

Il Faro, der Leuchtturm, ist mit 47 Metern Höhe einer der imposantesten in ganz Italien und steht auf dem Platz der Basilica de Finibus Terrae, der Kirche am Ende der Welt, circa 100 Meter über dem Meeresspiegel. Von der Piazza geht es über 284 Stufen hinunter zur Strandpromenade.

Leuca, wie die Einheimischen es nennen, verdankt sein Flair der reizvollen Küstenlandschaft mit ihren Sandstränden und Klippen sowie den prunkvollen und oft farbenfrohen Villen, die sich begüterte Italienerinnen und Italiener um 1900 erbauen ließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg boten sie jüdischen Flüchtlingen Unterschlupf.

Die eifersüchtige Sirene Leucasia

Vom Hafen aus geht es mit dem Boots- und Fremdenführer Isaac noch hinaus auf die beiden Meere. Die ersten griechischen Inseln sind keine 60 Kilometer entfernt. Isaac erzählt, dass der Name Leuca aus dem Griechischen stammt und "Licht" bedeutet. Die eifersüchtige Sirene Leucasia soll hier mit ihrer Schwanzflosse einen fürchterlichen Sturm entfesselt und den von ihr vergeblich begehrten Hirten Melissa und seine Geliebte Aristola ertränkt haben.

Vielleicht hat Leucasia in ihrer Wut auch jene tiefen Höhlen in das Ufergestein geschlagen, die unter den Klippen liegen. Viele dieser Grotten sind per Boot befahrbar, manche auch begehbar. Vorsichtig navigiert Isaac in "La Grotta Titti", die so heißt, weil hier die Überreste eines Kindes aus dem Paläolithikum gefunden wurden. Andere Relikte erzählen von den alten Griechen, die hier Heiligtümer errichteten, zum Dank dafür, gut gelandet zu sein.

Im Fischereiort Porto Cesareo

Letzte Station der Reise ist der Bade- und Fischereiort Porto Cesareo, der auf einer Landzunge 30 Kilometer nordwestlich von Gallipoli liegt. Vor dem mittelalterlichen Wachturm aus dem 16. Jahrhundert wartet der Biologe Ferdinando Boero auf den Besuch aus Österreich. Er ist Professor an der Universität von Salento und forscht im 16 Hektar großen Küstenschutzgebiet Area Marina Protetta Porto Cesareo, das 2022 sein 25-jähriges Bestehen feiert.

Noch aus den 1960er Jahren stammt das kleine, gar nicht museale Meeresmuseum Museo di Biologia Marina, das Professor Boero leitet. Neben den in Flüssigkeit konservierten Tieren und einer einzigartigen Muschelsammlung gibt es hier auch noch eine besondere Spezialität.

"Fische sind wie Früchte",
Ferdinando Boero

Fischer.

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In der Sala della Pesca, dem Raum der Fischerei, befinden sich lebensecht wirkende Skulpturen aller Fische, die man auf dem Markt von Porto Cesareo kaufen kann. Ein bebilderter Fischereikalender zeigt, wann welche Fische gefangen und gekauft werden sollten. "Fische sind wie Früchte", erklärt der Professore, "man sollte sie nur ernten bzw. fangen, wenn sie auch wirklich reif sind." Deshalb verwenden die Fischer und Fischerinnen von Porto Cesareo nur großmaschige Netze, aus denen die jungen 200-Gramm-Fische wieder entkommen können.

Ungefähr 12.000 Menschen kommen jährlich im Museum vorbei, und viele von ihnen kehren anschließend in einem der lokalen Fischrestaurants ein, wo es, laut Professor Boero, den besten Fisch der Welt gibt.

Service

Puglia
Museo di Biologia Marina

Gestaltung

  • Eva Schobel