Herbie Hancock - AP/FABRICE COFFRINI
30. April
Der Ö1 Jazztag
Am 30. April widmet Ö1 sein Programm mit zahlreichen Sendungen wieder der abenteuerlichen Vielfalt des Jazz
30. Mai 2021, 12:00
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Warum ausgerechnet der 30. April? Diese Frage wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gestellt. Warum wird seit 2012 ausgerechnet am 30. April der von der UNESCO ausgerufene International Jazz Day begangen? Scherzkekse könnten antworten: Der 1. April wäre eine schlechte Alternative. Man will ja ernst genommen werden im Bestreben, "den Jazz und seine diplomatische Rolle bei der Verbindung von Menschen in allen Ecken des Globus" zu würdigen.
So heißt es nämlich auf der Website der UNESCO, die in Zusammenarbeit mit dem in Washington, D. C. beheimateten Herbie Hancock Institute of Jazz die weltweiten Aktivitäten organisiert und koordiniert.
International Jazz Day is instrumental in having people all over the world communicate better and to develop positive consciousness, socially, educationally and culturally. It's beneficial for our young people who will lead the next generation. #MondayMotivation #Jazzday 04/30 pic.twitter.com/5HfOQuvvV1
— InternationalJazzDay (@IntlJazzDay) April 5, 2021
Vorschlag von Herbie Hancock
Aber selbst historisch Bewanderte tun sich schwer: Tat etwa am 30. April Louis Armstrong in New Orleans seinen ersten (musikalischen) Schrei? Oder der legendenumwobene Jazzpionier Buddy Bolden seinen letzten Atemzug? Hat Duke Ellington an einem 30. April magische Aufnahmen gemacht? Oder wurde Ella Fitzgerald an jenem Tag im Apollo Theatre als Sängerin entdeckt?
Die Wahrheit ist eine unspektakuläre: Der 30. April markiert seit 2001 den letzten Tag des vom Smithsonian Museum of American History in Washington, D. C. ausgerufenen Jazz Appreciation Month, mit dem Veranstalter/innen und Bildungseinrichtungen in den USA ermutigt werden sollen, sich dem reichen Erbe des Jazz zu widmen. Aus diesem Grund schlug 2011 Pianist Herbie Hancock in seiner Rolle als UNESCO-Goodwill-Botschafter den 30. April als Termin für den International Jazz Day vor.
Jubiläum als weltweites Mosaik
Dessen Jubiläumsausgabe hat man sich in Paris und Washington, D. C. - wie auch im Rest der Welt - zweifellos anders vorgestellt. Nachdem coronapandemiebedingt am 30. April 2020 das in Kapstadt anberaumte konzertante Gipfeltreffen prominenter Musiker/innen abgesagt und ins Internet verlegt werden musste, wo - moderiert von Morgan Freeman - u. a. Dee Dee Bridgewater, John McLaughlin und Lang Lang aufspielten, hat man sich für 2021 vorsichtshalber gar nicht erst auf einen Ort für das zentrale Live-Event festgelegt.
Die zehnte Ausgabe des International Jazz Day wird - noch mehr als sonst - als dezentral organisiertes Mosaik von Veranstaltungen in aller Welt zelebriert werden.
Fünfter Ö1 Jazztag
Bei Ö1 ist das Distanzhalten zwischen Sender/in und Empfänger/in gleichsam medienimmanent, weshalb wir uns 2021 ohne Zögern zum fünften Mal in Gestalt des Ö1 Jazztages in die Feierlichkeiten einklinken. Einen Tag lang stehen Jazz und improvisierte Musik in zahlreichen Sendungen im Mittelpunkt - von "Guten Morgen Österreich", wo Christian und Wolfgang Muthspiel als Gäste von Bernhard Fellinger den Ö1 Jazztag einläuten werden, bis zu einer Spezialausgabe der "Ö1 Jazznacht", in der Jazzfreund Michael Köhlmeier gemeinsam mit Frank Hoffmann über die Musik Django Reinhardts und seiner Nachfolger von Harri Stojka bis Stochelo Rosenberg plaudern wird.
Dazwischen wird in "Leporello" das Saxofon-Schlagzeug-Duo Lisa Hofmaninger/Judith Schwarz mit seinem Projekt "Sound Collector" porträtiert, in "Kontext" das druckfrische Louis-Armstrong-Buch von Wolfram Knauer besprochen. In der Sendung "In Concert" präsentiert Michael Neuhauser groovige Klänge des Pianisten Bill Laurance (bekannt aus der Band Snarky Puppy) und der WDR Big Band. Und in "Im Gespräch" bittet Renata Schmidtkunz mit dem Trompeter Thomas Gansch einen der populärsten Jazzmusikanten des Landes vor das Mikrofon.
ARNE REIMER
Angelika Niescier
Zwei Konzerte live
Herzstück des Ö1 Jazztages ist die abendliche Liveübertragung zweier Konzerte, diesmal aus dem Grazer Stockwerk, einer der renommiertesten steirischen Jazzbastionen: Auf der Bühne stehen das Grazer Quartett Tuesday Microgrooves um den Bassisten Wolfgang Radl sowie das superbe Sublim Trio der großartigen Kölner Saxofonistin Angelika Niescier.
100 Jahre Jazzgeschichte und Jazzgegenwart sowie ihre bunte, abenteuerliche Vielfalt an Genres, Subströmungen und Personalstilen, komprimiert auf einen Tag - so könnte das inoffizielle Motto lauten. Der Ö1 Jazztag bietet Schlaglichter auf eine Musik mit reicher Vergangenheit - und mit dem Anspruch, sich bis heute immer wieder neu zu erfinden.