John Cage

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Neue Musik im Härtetest

John Cage - "Sonatas and Interludes"

John Cage wird am 5. September 1912 in Los Angeles geboren. Er arbeitet als Tellerwäscher, um sich ein Studium beim in den USA lebenden Arnold Schönberg zu finanzieren. Nach mehr als zwei Jahren bricht Cage aus Schönbergs engem kompositorischen Korsett aus und geht eigene Wege.

Er wird Organisator des ersten Happenings, Mentor der Fluxus-Bewegung, Wegbereiter mehrerer Musikrichtungen. Er hinterlässt als Künstler auch in Literatur, Bildender Kunst und Performance tiefe Spuren. Er wird zudem einer der bedeutendsten Pilz-Kenner seiner Zeit. John Cage stirbt am 12. August 1992 in New York City.

Die Klien-Brüder über "Sonatas and Interludes"

"Die Tatsache, dass die Elemente der Komposition, obwohl nur über den Klang, dazu da sind, um ein menschliches Wesen - den Interpreten - zu kontrollieren, gibt dem Werk den alarmierenden Aspekt eines Frankenstein-Monsters", so Cage. "Diese Situation ist natürlich charakteristisch für die westliche Musik. Ihre Meisterwerke sind die erschreckendsten Beispiele dafür – und sie werden von Frankensteins Monster zum Diktator."

"Perkussionsmusik bedeutet Revolution"

Wie viele andere Künstler der US-Westküste distanziert sich John Cage vom europäischen Intellektualismus und wendet sich von Schönberg ab. Cage leitet ein Perkussions-Ensemble, baut neue Instrumente. Und er jobbt als Pianist von zeitgenössischen Tanzklassen. Dafür entwickelt er aus der Not heraus das "präparierte Klavier": Für ein Rhythmus-Ensemble war zu wenig Geld da - so macht er aus dem Klavier ein Perkussionsinstrument, indem er Gegenstände zwischen die Seiten klemmt.

"Perkussionsmusik bedeutet Revolution. Klang und Rhythmus waren schon zu lang den Restriktionen der Musik des 19. Jahrhunderts unterworfen. Heute kämpfen wir für ihre Emanzipation. Morgen, mit elektronischer Musik im Ohr, werden wir Freiheit hören."

Einfluss klassischer indischer Musik

In seinem neuen Musikverständnis ist John Cage von klassischer indischer Musik beeinflusst: Der Zweck dieser Musik ist es, das Bewusstsein zu ernüchtern und zu beruhigen, um es für göttliche Einflüsse empfänglich zu machen. Der indische Einfluss ist auch bei den "Sonatas and Interludes" für präpariertes Klavier zu spüren.

"Ich konnte die akademische Vorstellung nicht akzeptieren, dass Kommunikation der Sinn von Musik sei, weil mir auffiel, dass Zuhörer und Kritiker häufig dann lachten, wenn ich mich bemüht hatte, etwas Trauriges zu schreiben. Ich beschloss, mit dem Komponieren aufzuhören, wenn ich keinen besseren Grund als Kommunikation dafür finden könnte. Die Antwort fand ich bei Gira Sarabhai, einer indischen Sängerin und Tabla-Spielerin: Der Zweck der Musik ist es, das Bewusstsein zu ernüchtern und zu beruhigen, um es dadurch für göttliche Einflüsse empfänglich zu machen."

Vermeintliche Stille

John Cage revolutioniert das Verständnis von Musik mit seinem berühmten Stück "4'33"". Es besteht aus vier Minuten 33 Sekunden in vermeintlicher Stille - formal unterteilt in drei Sätze. Es geht Cage bei diesem Werk nicht um eine Provokation des Publikums, sondern um eine neue Definition von Musik als Anwesenheit von Hörbarem und von Stille als Abwesenheit von beabsichtigten Geräuschen.

"So etwas wie Stille gibt es nicht", sagt Cage zur Grundidee von "4'33'"'. "Gehen sie in einen schalltoten Raum und hören Sie dort ihr Nervensystem arbeiten und hören sie ihren Blutkreislauf. Ich habe nichts zu sagen und ich sage es." Als Entsprechung in der bildenden Kunst nennt Cage die "White Paintings" von Robert Rauschenberg - weiße Leinwände, die vom Licht und Schatten der Umgebung bespielt werden und somit nie rein leere Flächen sein können.

Cage hat die Musiker in Freiheit gesetzt

"Cage hat die Musiker in Freiheit gesetzt, schenkt ihnen die Würde von autonomen musikalischen Subjekten: selbständig zu agieren und den Sinn ihrer Aufgabe zu erkennen, so wie in einer emanzipierten Gesellschaft einmal jeder sein Werk ohne Zwang wird vollbringen dürfen, einzig unterm Zifferblatt der Uhr, zum Zeichen dessen, dass es auch dabei noch Morgen und Abend werde." (Heinz-Klaus Metzger)

Service

YouTube - John Cage, "Sonatas & Interludes"

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