Feldhamster im Bau.

APA/DEUTSCHE WILDTIER STIFTUNG

Radiokolleg

Gärtnern für die Vielfalt

Lebensraum schaffen im Garten - dieses Konzept verfolgen immer mehr Naturliebhaber/innen. Sie kümmern sich um Rückzugsräume, Aufenthaltsplätze und Nistmöglichkeiten für zwei-, vier-, sechs- und achtbeinige Tiere mit Pelz, Federn oder Schuppen.

Vor der Sommersonnenwende sind sie nicht zu überhören. In den frühen Morgenstunden balzen die Vögel mit reichem Gesang um Partnerinnen. Aber nicht nur Amsel und Drossel lassen sich in den Baumkronen nieder, behaarte und nackte Tiere wohnen in Baumstämmen, auf Ästen und unter der Borke.

Wie sehr ein einzelner Baum, eine Hecke oder ein Totholzhaufen Tiere anzieht, beobachten Gärtner/innen jede Saison aufs Neue. Es ist ein spannendes Schauspiel - in und auf dem Boden, in der Luft und im Wasser. Die Größe des Teichs, der Lesesteinmauer oder des Kräuterecks spielt gar keine so große Rolle. Hauptsache, es gibt viele verschiedene Plätze, denn draußen, vor dem Gartenzaun, ist alles über große Strecken gleichförmig: weite Felder mit ein und derselben Kultur, gedüngte Wiesen, begradigte Bäche.

Selbst der Feldhase leidet unter den ausgeräumten Landschaften, die wenig Unterschlupf bieten. Durch offene Räume hoppelt so mancher Hase zwischen Siedlungen, und manchmal schlüpft auch der Feldhamster in seinen Bau.

Nistplatz und Speisekammer

Vielfalt im Garten fördert auch ein buntes, vielfältiges Leben. Nicht alle Tiere sind immer willkommen, aber es finden sich im besten Fall Gegenspieler, Räuber und Feinde, die ihre Ausbreitung limitieren. Und was hat das mit den Gärtner/innen zu tun? Sie schaffen durch Pflege, Gestaltung und "Nichteingriffsflächen" Strukturen, die Platz für Tiere bieten: Unterschlupf, Versteck, Wohnhöhle, Nistplatz und Speisekammer.

Wenn es die Coronapandemie zulässt, treffen sich im Herbst Menschen aus aller Welt zur großen Biodiversitätskonferenz in China. Das Artensterben hat in den vergangenen Jahrzehnten immense Ausmaße angenommen. Allein in den Feuchtgebieten sind weltweit mehr als 88 Prozent der Süßwasserbewohner über 30 Kilogramm verschwunden, stellte das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei 2019 fest.

Die Veränderung der globalen Landnutzung wirkt sich bis vor die Haustür aus.

Noch vor wenigen Dekaden waren immergrüne, also nicht vom Laubfall betroffene Gärten Mode. Der Garten sollte aufgeräumt und schön anzuschauen sein. Die Natur? Bitte draußen lassen. Inzwischen wird urbanes Grün immer wichtiger. Selbst Bienen finden im Laufe einer Saison in der Stadt mehr Nektar und Pollen als auf dem Land, wo Wiesen und Felder oft zur selben Zeit abgeerntet werden und das Nahrungsangebot für die Insekten über Nacht verschwindet.

Harke, Sense oder Schaufel

Was also tun? Gärtnerinnen und Gärtner verfolgen unterschiedliche Konzepte, um Igel, Kröte und Mauerwespe Raum zu bieten. Je nach Region und Höhenlage greifen sie zur Harke, Sense oder Schaufel. Sie graben, pflanzen, rupfen, zupfen und gestalten damit den Mikrokosmos, den das "Radiokolleg - Gärtnern für die Vielfalt" vorstellt. Mit welchen Ideen und Vorstellungen erweitern sie den Gartenhorizont und machen die Welt ein Stück bunter?

Ilse Huber und Sabine Nikolay widmen sich bekannten Gartenbewohnern, wie Igel und Wanderratte, und gefährdeten Spezies, die scheu, aber nett anzusehen sind - Hamster, Siebenschläfer und Haselmaus. Dazu gibt es einen Blick auf das Leben und die Bedürfnisse von nicht minder gefährdeten und scheuen, aber weniger beliebten Schlangen und Rosenkäfern. Und auch die klassischen Iiiiii-Tiere - Maden, Engerlinge, Käfer und Würmer - dürfen nicht fehlen, denn sie sind der Anfang der tierischen Nahrungskette im Garten und tun auch uns Menschen Gutes, wenn sie, wie Kompostwürmer und Rosenkäfer-Engerlinge, Gartenabfälle zu Komposterde umarbeiten.

Gestaltung