KHM MUSEUMSVERBAND
Ausstellung
Höhere Mächte im Kunsthistorischen Museum
Von Menschen, Göttern und Naturgewalten erzählt die neue Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien. Im Zentrum steht die Hinwendung zu höheren Mächten in verschiedenen Kunstrichtungen, Kulturen und Epochen.
18. Juni 2021, 02:00
Dieses in Coronazeiten brandaktuelle Thema wird mit etwa 100 Objekten aus allen fünf Kontinenten beleuchtet - sie stammen aus dem KHM, dem Theatermuseum und dem Weltmuseum.
KHM MUSEUMSVERBAND
Artefakte aus aller Welt neben den Alten Meistern
Die Sturmdämonen der Tikuuna im brasilianischen Urwald straften die Menschen, wenn sie sich ein Fehlverhalten der Natur gegenüber zu Schulden kommen ließen. Ein solcher aus Bast gefertigter Dämon entsteigt dem Gemälde "Gewitterlandschaft" von Peter Paul Rubens und scheint diese Landschaft zerstört zurück zu lassen. Zumindest wird dieser Eindruck erweckt in der Inszenierung dieses Artefakts neben dem Alten Meister Gemälde.
Claudia Augustat, die Sammlungleiterin aus dem Welt Museum sagt:
Es ist das Konzept dieser Ausstellung, dass Dinge aus unterschiedlichen Zeiten und völlig anderen Weltregionen plötzlich miteinander in Dialog treten und gemeinsame Geschichten erzählen.
Irdische und jenseitige Mächte
Im zweiten Saal, dem Raum der irdischen Mächte funkelt eine päpstliche Mitra neben einer feuerroten Häuptlingskrone aus Afrika, eine Ritterrüstung neben einer Herrscherkrone aus Igelfischhaut. Der letzte Raum ist der Annäherung der Menschen an übersinnliche Mächte gewidmet, wie sie zum Beispiel im ekstatischen Tanz oder im Theater stattfindet.
Zum ersten Mal haben hier die Kurator/innen des KHM, des Weltmuseums und des Theatermuseums gemeinsam eine Ausstellung erarbeitet. Die Idee entstand angesichts der Votivgaben, Kerzen und Geschenke, die von Passanten während des Corona-Lockdowns vor der Pestsäule am Graben niedergelegt wurden. Ein Zeichen dafür, dass Menschen in schwierigen Zeiten gerne höhere Mächte anrufen – sogar in einer säkulären Gesellschaft.
KHM MUSEUMSVERBAND/DANIEL AUER
Animistische Artefakte mit neuer Bedeutung im Antropozän
Die Exponate aus dem Weltmuseum, die animistischen Religionen zuzuzählen sind, erlangen hier angesichts der Naturzerstörung im Anthropozän neue Bedeutung. Sammlungleiterin Augustat betont, dass eine Weltsicht im Sinne des Animismus dazu führen würde, dass wir Pflanzen und Tieren mehr Respekt entgegenbringen würden. Und weiter:
Es wäre wichtig für die Zukunft, dass wir den Menschen nicht mehr als Krone der Schöpfung sehen, sondern als Teil der Schöpfung.
Es geht nicht um Religion gehe, sondern um Haltung
Obwohl in vielen Religionen der Respekt vor anderen Wesen verankert ist, wie etwa der Buddhismus lehrt, dass man keine Tiere, nicht einmal Insekten töten sollte, gehe es dabei nicht um Religion gehe, sondern um Haltung, fügt Augustat an:
Man sollte mit allen Wesen auf dieser Welt so umgehen, wie man gerne hätte, dass mit einem selber umgegangen wird.
Großartig inszeniert sind diese so unterschiedlichen Pretiosen in der Ausstellungsarchitektur von Johann Moser von BWM Architekten.
Mehr dazu in
religion.ORF.at - Höhere Mächte
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Kunsthistorisches Museum Wien - Höhere Mächte