Viggo Mortensen

AFP/EMIL HELMS/RITZAU SCANPIX

Regiedebüt von Viggo Mortensen

Filmdrama "Falling"

Als Schauspieler ist Viggo Mortensen einem breiten Kinopublikum bekannt, vor allem durch die Rolle des Aragorn in der "Herr der Ringe"-Trilogie, aber auch in Filmen von David Cronenberg, wie "History of Violence" und "Eastern Promises". Nun hat der US-Amerikaner mit den dänischen Wurzeln beim Drama "Falling" zum ersten Mal selbst Regie geführt: Einer Geschichte, die zwar erfunden ist, aber dennoch auf eigenen Erfahrungen von Mortensen beruht.

Ein unfreundlicher Zeitgenosse ist der Farmer Willis Peterson (Lance Henriksen), wobei unfreundlich eigentlich eine schwere Untertreibung ist: Offen homophob, rassistisch, sexistisch, störrisch und besserwisserisch, vorsätzlicher Provokateur und knorrige Redneck-Maskulinität, kurz ein Typ zum Fremdschämen. Willis Sohn, der Mittfünfziger John (Viggo Mortensen) kümmert sich dennoch liebevoll um den Senior, will sich nicht streiten, also nicht aus der Reserve locken lassen.

Polarisierung heutiger Gesellschaften

Zwei Figuren - Vater und Sohn - und zwei völlig verschiedene Weltbilder, die sich aneinander reiben, sind der Mittelpunkt von "Falling": hier ein alter weißer Mann aus der Provinz, ein McCain-Fan, der seinem brachial-konservativen Lebensdrang freien Lauf lässt, dort ein offen schwul lebender Großstädter in Los Angeles und Obama-Wähler.

Verbunden sind beide durch eine permanent misslingende Kommunikation, "eine Familiengeschichte, die im Grunde auch die Polarisierung heutiger Gesellschaften widerspiegelt", meint Regisseur und Hauptdarsteller Viggo Mortensen.

Aufkommende Demenz

Willis ist mal bei klarem Verstand, dann wieder gezeichnet von seiner aufkommenden Demenz. Doch das allein wäre eine zu einfache Erklärung für seine Verhaltensoriginalität.

"Erinnerung ist eine relative Sache",
Viggo Mortensen

In einer klassischen Rückblenden-Dramaturgie fächert der Film die vielen Facetten dieses zwischenmenschlichen Desasters auf, über die Erinnerung wird die Familiengeschichte erschlossen, doch "Erinnerung ist auch eine relative Sache", so Viggo Mortensen.

Unschärfe in den Rollen

Unglücklichen Momenten einer Kindheit folgen auch glückliche, etwa wenn John als Bub seine erste Ente schießt. Trotz aller Kränkungen, Enttäuschungen und Beleidigungen ist die Kraft einer gewachsenen Zuneigung schier unzerstörbar. Auf den ersten Blick scheinen die Rollen in diesem Vater-Sohn-Drama klar verteilt, doch auf den zweiten stellen sich Unschärfen ein. Zum Beispiel: Wann artet bedingungslose Hilfe auch in unabsichtliche Bevormundung aus?

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger