Carinthische Wassermusik

FERDINAND NEUMÜLLER

Festspielsommer

Erwachen des Kärntner Musiksommers

Die Festivals in Kärnten melden sich zurück - mitzuerleben in Ö1.

Nein, man kommt leider nicht umhin, auch in Zusammenhang mit dem Kärntner Musiksommer das Wort Corona in den Mund zu nehmen, denn die Erinnerung an das Jahr 2020 mit relativ wenigen Konzerten im Rahmen von noch spärlicheren Sommerfestivals und der darauf folgende Stillstand der Kultur haben ihre Spuren hinterlassen. Aber die momentane Aufbruchstimmung ist auch im Süden deutlich zu spüren, und es wird eingeladen zu bunten, kreativ gestalteten sommerlichen Veranstaltungsreihen. Man hat fast das Gefühl, die Verantwortlichen möchten aufholen, was so lang nicht stattfinden konnte.

Sujet

CARINTHISCHER SOMMER

Systemrelevanz von Kunst und Kultur

Der Carinthische Sommer steht in diesem Jahr unter dem Motto "ich Narr", dahinter steht der Gedanke von Intendant Holger Bleck, den Umgang mit und die Systemrelevanz von Kunst und Kultur kritisch zu hinterfragen. Seine Schwerpunkte liegen auch heuer wieder auf drei Säulen - Klassik, Jazz und Crossover, dabei stehen einige Konzerte auf dem Programm, die im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnten.

In mehreren Veranstaltungen erinnert man auch an den Gründer und langjährigen Obmann des Festivals, den Komponisten Nikolaus Fheodoroff, der heuer seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte und der das Festival in den vielen Jahren seiner Tätigkeit in hohem Maße mitgeprägt hat. Wobei zeitgenössische Klänge auch heuer wieder zentrales Thema des Carinthischen Sommers sind, zahlreiche Uraufführungen werden das Publikum einladen, sich der neuen Musik zu widmen.

Kirchen-Filmoper "Jeanne d’Arc"

Ein besonderes Format des Carinthischen Sommers ist die Kirchenoper. Im Vorjahr ging ein Kompositionsauftrag von Holger Bleck an den Komponisten Johannes Kalitzke. Dieser hat mit seiner Kirchen-Filmoper "Jeanne d’Arc" ein Novum geschaffen, denn als filmischer Ausgangspunkt diente der legendäre Stummfilm "La Passion de Jeanne d’Arc" des Dänen Carl Theodor Dreyer aus dem Jahr 1928, der die letzten Stunden des lothringischen Bauernmädchens in beeindruckenden Bildern darstellt. Dieses im Vorjahr konzertant uraufgeführte und begeistert angenommene Werk (Libretto und Regie: Kristine Tornquist) bildet heuer einen Höhepunkt des Carinthischen Sommers, denn erstmals findet eine szenische Umsetzung statt.

Erleichterung in Millstatt

In den vergangenen Jahren haben sich die Musikwochen Millstatt immer mehr zu einem hochkarätigen, außergewöhnlich vielseitigen Festival entwickelt. Bernhard Zlanabitnig und sein Team haben ihrem Festival heuer das Motto "Vor Freude" gegeben. Es drückt die Erleichterung aus, dass man wieder spielen und singen kann und auch dem Publikum nach den Monaten der musikalischen Entbehrungen wieder live begegnen wird.

Wie so oft legt man in Millstatt besonderen Wert auf heimische Musiker/innen, das Acies Quartett, die Mezzosopranistin Ute Gfrerer, das ensemble minui oder das Ausnahmetalent Aleksander Simic am Violoncello zeigen die Vielfalt, die ihren Ursprung auch in Kärnten haben kann. Simic repräsentiert auch die neue Generation, die mit der Jungen Philharmonie Wien oder Emmanuel Tjeknavorian - er wird das Eröffnungskonzert dirigieren - viel Freude für die Zukunft verspricht. Ein Kammermusikensemble der Wiener Philharmoniker oder Thomas Hampson sind Vertreter der arrivierten Musiker/innen, die mitverantwortlich für den ausgezeichneten Ruf der Musikwochen weit über die Grenzen hinaus sind.

Außerdem ...

Der St. Pauler Kultursommer (KUSO) will mit "Musik Begegnungen" alles ausschöpfen, was Kunst und Kultur zu bieten hat, Alte Musik, Klassik, Jazz, Crossover, KUSO für Kids, KUSO auf Reisen - die Ideen sind vielfältig und grenzenlos.

Weitere Festivals laden Einheimische und Gäste ein, das vielfältige Angebot zu genießen: Gitarrenfestival Millstatt, Via Iulia Augusta Konzertsommer, Klassik im Burghof, Weissensee Klassik Festival, Taggenbrunner Festspiele, Trigonale, Musikforum Viktring - dem Musikgenuss in Kärnten scheinen in diesem Jahr kaum Grenzen gesetzt.