"Courage", Filmstill

LIVING PICTURES PRODUCTION

Dokumentarfilm

"Courage" gegen Lukaschenko

Seit rund eineinhalb Jahrzehnten tritt das Belarus Free Theatre mit gesellschaftskritischen Inszenierungen aus dem Untergrund gegen die Diktatur Lukaschenkos auf. Die Mitglieder waren zuvor am Staatstheater Minsk engagiert. Seit sie dieses verlassen haben, stehen ihre Namen auf der "schwarzen Liste". Diejenigen, die ihre Inszenierungen besuchen, machen sich ebenfalls strafbar und gelten als radikale Systemkritiker.

"Courage" ist ein Film über Widerstand, der sogar den Tod in Kauf nimmt. Regisseur Aliaksei Paluyan kommt selbst aus Belarus, hat an der Kunsthochschule Kassel Film studiert und konnte vor der Veröffentlichung seiner systemkritischen Dokumentation noch ungehindert zwischen Deutschland und seiner Heimat reisen.

Mit Recherchen und ersten Dreharbeiten hatte er bereits 2018 begonnen, gut zwei Jahre vor den manipulierten Wahlen und den großen Protestbewegungen. Nachdem sich durch die Pandemie die Not des Volkes einmal mehr verstärkt hatte wurde sein Drang, die Lage in Belarus filmisch festzuhalten, immer größer. Der ursprüngliche Plan, mit einem deutschen Kameramann zu drehen wurde unmöglich, so der Regisseur, denn dieser müsse die Sprache verstehen, um schnell reagieren und wegrennen zu können.

Widerstand als Notwendigkeit

Und so wird die heimlich probende Theatergruppe von der einheimischen Tanya Haurylchyk ins Bild gesetzt. Deren Regisseur wird per Skype aus dem Exil zugeschaltet. Die Mittel sind knapp, die Themen dafür umso brisanter. Widerstand ist für diese Kunstschaffenden längst zur Notwendigkeit geworden - auch wenn die Konsequenzen drastisch sind.

"In Belarus auf Demonstrationen zu gehen bedeutet bereit zu sein, als Extremist eingestuft zu werden", so Paluyan. Was wiederum zu drei bis fünf Jahre Haft führen kann. Dafür, dass man auf der Straße gesagt hat: Ich bin nicht damit einverstanden, dass die Wahlen gefälscht worden sind. Diese Absurdität, die gegen alle Menschenrechte ist, sei zur Norm geworden.

"Courage", Filmstill

LIVING PICTURES PRODUCTION

"Wir lassen Diktatoren zu"

Im Film fordern Menschen den Rücktritt Lukaschenkos, nachdem im August 2020 im Zuge der Demonstrationen gegen Wahlfälschung der Student Alexander Taraikowskij getötet worden war. Ein Chor des Widerstands, der nach 27 Jahren Diktatur immer lauter wird. Trotzdem bleibe der Widerstand, so Aliaksei Palujan, ein Merkmal der Minderheit: "Jeder denkt an sich. Hätten wir mehr Empathie und wären wir sensibler, so hätten wir keine Tyrannen und Diktatoren. Wir lassen sie zu."

"Ein Künstler braucht einen Gefühlsausbruch", sagt ein Protagonist im Film "Courage". Ein Gedanke, den Regisseur Aliaksei Paluyan teilt, der im Zuge seiner filmischen Arbeit auch generell die Rolle der Kunst in einer Diktatur wie in Belarus hervorheben möchte. "Künstler waren immer dazu da, um zu sagen, etwas läuft in unserer Gesellschaft etwas schief."

Service

Belarus Free Theatre

Gestaltung

  • Julia Baschiera