SALZBURGER FESTSPIELE/MARCO BORRELLI
17. Juli - 31. August
Salzburger Festspiele eröffnen "Ouverture Spirituelle"
Mit Benjamin Brittens "War Requiem" haben die Salzburger Festspiele ihre Konzertreihe "Ouverture Spirituelle" eröffnet. Über 200 Musikerinnen und Musiker sprangen kurzfristig für das ausgefallene City of Birmingham Symphony Orchestra ein und lieferten eine stringente und spannende Aufführung.
19. August 2021, 02:00
Der Schrecken war groß, als der britische Klangkörper aufgrund der derzeitigen Quarantänebestimmungen in Großbritannien seine Mitwirkung abgesagt hat. Dass der Konzertabend dennoch stattfinden konnte, verdanken die Salzburger Festspiele in erster Linie dem Gustav Mahler Jugendorchester, das seine Mitglieder aus ganz Europa zusammengetrommelt hat. Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien stellte weitere 13 Musikerinnen und Musiker, und auch der Wiener Singverein konnte dank zahlreicher Urlaubsabsagen und -verschiebungen aushelfen.
Stringent und spannungsreich haben sie alle Benjamin Brittens "War Requiem" gestaltet, und einen wesentlichen Anteil daran hat auch die Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla. Die Musikdirektorin des City of Birmingham Symphony Orchestra erklärte sich auch nach der Absage ihres Orchesters bereit, das Konzert zu leiten.
SALZBURGER FESTSPIELE/MARCO BORRELLI
Antikriegs-Poet
Das nun verhinderte City of Birmingham Symphony Orchestra hatte Brittens "War Requiem" 1962 zur Uraufführung gebracht. Anlass war die Wiedereröffnung der Kathedrale von Coventry, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war. Britten verwendete den Text der lateinischen Totenmesse und kommentierte ihn mit Gedichten des Antikriegs-Poeten Wilfried Owen, der im Ersten Weltkrieg im Alter von 25 Jahren gefallen ist: Klage über die Opfer und Anklage der Kriegstreiber dominieren das Werk.
"Das erste Mal C-Dur kommt ganz spät in dem Stück, wenn es sich dann in eine Harmonie, eine Vision auflöst", so der Bariton Florian Boesch, einer der Solisten des Abends. "Davor ist es hauptsächlich Reibung, Friktion und Problem."
Von Igor Levit bis Jordi Savall
In der wieder vollbesetzten Felsenreitschule verfehlte das Werk seine Wirkung auch beim Publikum nicht, das am Ende minutenlangen Beifall spendete. Um Krieg und Frieden drehen sich auch die nächsten Konzerte der "Ouverture Spirituelle", die ab nun vor allem in der Kollegienkirche und in der Stiftung Mozarteum über die Bühne geht.
Der Pianist Igor Levit wird da etwa Ronald Stevensons "Passacaglia on DSCH" aufführen, die an die Opfer des Holocaust gemahnt; Teodor Currentzis und seine musicAeterna bringen Werke von Hildegard von Bingen bis György Ligeti; Jordi Savall, ein Fixstern der "Ouverture Spirituelle", und seine Capella Reial de Catalunya spielen Claudio Monteverdis "Madrigale des Krieges und der Liebe".
APA/BARBARA GINDL
Markus Hinterhäuser
Intendant Markus Hinterhäuser über die "Ouverture Spirituelle", "Intolleranza" und konträre Sichtweisen der Da-Ponte-Opern
Einst von Alexander Pereira erfunden, ist die "Ouverture Spirituelle" längst zur Festspiel-Institution geworden. "Das Schöne an der 'Ouverture Spirituelle' ist für mich, dass es immer noch so eine Art Entspanntheit gibt", so Markus Hinterhäuser. "Diese Entspanntheit hört dann mit dem 25. Juli definitiv auf." Denn mit dem Eröffnungsakt und der "Don Giovanni"-Premiere tags darauf treten die Festspiele dann endgültig ins Rampenlicht.
Service
Salzburger Festspiele - 17. Juli bis 31. August 2021