Fotoprobe "Nero"

BREGENZER FESTSPIELE/KARL FORSTER

Bregenzer Festspiele

Arrigo Boitos "Nerone" live

Vielseitig gebildet war der Dichter, Übersetzer, Librettist und Komponist Arrigo Boito. Die Premiere seiner Oper "Nerone" sendet Ö1 live von den Bregenzer Festspielen.

"Nichts rührt mich so tief, als meinen Namen zu hören, wenn von ihm die Rede ist", soll Arrigo Boito (1842 bis 1918) nach dem Tod des großen Komponisten Giuseppe Verdi im Jahr 1901 gesagt haben.

Allein mit den großartigen Libretti für Verdi - für "Otello" und "Falstaff" - wäre Boito zweifellos in die Musikgeschichte eingegangen, doch er war nicht nur Librettist (u. a. auch für Amilcare Ponchielli und Franco Faccio), sondern auch Dichter und Übersetzer (Wagner-Opern übertrug er ins Italienische), Theaterkritiker und selbst Komponist.

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Sohn einer polnischen Gräfin

Boito wurde 1842 in Padua geboren; sein Vater war Italiener, seine Mutter eine polnische Gräfin. Nach Besuch des Konservatoriums begab er sich auf Reisen durch ganz Europa. In Paris traf er mit Gioachino Rossini, Daniel-François-Esprit Auber, Hector Berlioz und Charles Gounod zusammen und begegnete zum ersten Mal Giuseppe Verdi, der sich 1862 von Boito den Text zur "Inno delle nazioni" verfassen ließ.

Zu einer weiteren Zusammenarbeit kam es aber vorerst nicht; Verdi verübelte es dem jüngeren Boito, dass er in die Reihen junger Umstürzler getreten war, die mit ihren künstlerischen Ideen vor keiner Tradition haltmachten und sogar ihm, Verdi, kritisch gegenüberstanden.

Jahrzehntelanger Arbeit unvollendet

Fast 20 Jahre mussten vergehen, bis Boito für Verdi das "Otello"-Libretto verfassen konnte. Bevor sich Verdi jedoch auf diese Zusammenarbeit einlassen wollte, versuchte er es mit Boito erst einmal bei der Überarbeitung seines "Simon Boccanegra".

Zu dieser Zeit hatte sich Boito auch bereits einen Namen als Komponist gemacht: Sein "Mefistofele", eine Oper nach Johann Wolfgang von Goethes "Faust", hatte zwar in der Erstfassung 1868 an der Mailänder Scala ein Fiasko erlebt, in der stark bearbeiteten zweiten Version von 1875 wurde das Werk aber zum Erfolg. In der Zeit der ersten Entwürfe für "Mefistofele" hatte sich Boito auch bereits mit "Nerone" beschäftigt, einer Oper über den römischen Kaiser Nero, an der er über Jahrzehnte arbeitete und die er doch unvollendet hinterließ.

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Mit seinem Werk unzufrieden

1891 las er Verdi den lang vorher abgeschlossenen Text vor, der seinen Kollegen dazu ermutigte, das Komponieren fortzusetzen. Die Veröffentlichung des Librettos 1901 erhielt zwar ausgezeichnete Kritiken, doch auch diese konnten Boitos Glauben an sein Werk nicht stärken. Für 1911 wurde die Premiere an der Mailänder Scala angekündigt, doch Boito zog die Rechte zurück.

1913 wollte er der Oper endgültige Gestalt verleihen, und Enrico Caruso war bereits für die Titelrolle angekündigt, doch auch daraus wurde nichts. Der fünfte Aufzug wurde nie vollendet, das vorhandene Material der ersten vier Akte brachte der Dirigent Arturo Toscanini in eine Aufführungsversion, die erstmals 1924 an der Mailänder Scala erklang - und die in diesem Jahr bei den Bregenzer Festspielen wiederbelebt wird.

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