Das Buch des Monats August.

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

September 2021

George Orwell, "Tage in Burma"

Der Sommer stand in "Ex libris" im Zeichen der Klassiker. Unter den neu aufgelegten und neu übersetzten Büchern aus früheren Jahrzehnten oder Jahrhunderten hat "Tage in Burma", der Debütroman des britischen Schriftstellers George Orwell, besonders überzeugt. Das von Manfred Allié übersetzte Werk ist das Ö1 Buch des Monats September.

Orwell kennt man ja vor allem aufgrund seiner Romane "1984" und "Animal Farm" und vielleicht auch als Analytiker der sozialen Verhältnisse in den englischen Bergwerken der 1930er Jahre ("Der Weg nach Wigan Pier"). Doch angefangen hat seine literarische Laufbahn mit einer Aufarbeitung seiner Erfahrungen als Kolonialbeamter in Südostasien in den 1920er Jahren.

Korrespondierender Niedergang

Die Geschichte des antriebslosen, aber auch renitenten Beamten John Flory ist vor allem eine Abrechnung mit dem Kolonialsystem, mit Rassismus und toxischer Männlichkeit. Diese Figur steht in der Tradition der sich selbst fremd gewordenen Helden im exotischen Ambiente der Kolonien, wie man sie in der englischen Literatur bei Joseph Conrad, Somerset Maugham oder Graham Greene findet.

Beim Sozialkritiker Orwell allerdings korrespondiert der innere Verfall besonders deutlich mit dem Niedergang des British Empire. Daneben beeindruckt "Tage in Burma" durch Landschaftsbeschreibungen, die die soziale Enge in der Weite des Burmesischen Dschungels eindrücklich illustrieren.

Service

George Orwell, "Tage in Burma", Roman, Übersetzung: Manfred Allié, Dörlemann Verlag, 464 Seiten