Florian Klenk

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken

"Ich suche nicht ungern den Streit, ich bin Jurist"

Überlegungen des Investigativjournalisten Florian Klenk.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die freie Presse einmal als öffentlichen Wachhund der Demokratie bezeichnet, der bei Bedarf laut bellen müsse. "Der Journalismus ist also weder der Schoßhund noch der Straßenköter der Demokratie. Und auch nicht ihr Wadlbeißer", präzisiert Florian Klenk diesen Vergleich.

Die Wahrheit aufdecken und durch Aufklärung die Realität verbessern, darin sieht der Journalist und studierte Jurist Florian Klenk seine Aufgabe. Bei großen Korruptionsskandalen ebenso wie bei den Nöten eines kleinen Landwirts. "Bauer und Bobo. Wie aus Wut Freundschaft wurde" heißt sein neues Buch, das Ende September im Zsolnay Verlag erscheinen wird.

Praktikum beim Bauern

Klenk schildert darin seine Begegnung mit Christian Bachler, der den höchstgelegenen Bauernhof der Steiermark bewirtschaftet. Ein streitbarer Zeitgenosse, der den "Journalisten-Schnösel" aus Wien der Weltfremdheit bezichtigt und zu einem Praktikum auf seinem Hof eingeladen hatte. Klenk nahm die Herausforderung an, lernte die bäuerliche Gesellschaft, deren Nöte und Existenzängste besser kennen.

"Das ist das Schöne am Beruf des Reporters, dass man Distanz zu sich selbst findet - und Nähe zu den anderen", schreibt Klenk in seinem Buch "Bauer und Bobo", in dem es auch um die Praktiken der Fleischindustrie, die Macht der Banken, die Klimakrise und die Chancen einer nachhaltigen Landwirtschaft geht.

Fachwechsel

Seit 2012 ist Florian Klenk Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Falter". Ursprünglich wollte der heute 48-jährige Sohn einer Ärztin und eines Physikers Strafverteidiger werden. Aber die Möglichkeit, als Journalist auf Missstände hinzuweisen und diese mitunter sogar zu beseitigen, führte schließlich zum Wechsel von der Juristerei ins Pressefach. Zeitungen hatten schon in seiner Kindheit eine große Bedeutung. "Immer, wenn mein Großvater und mein Vater etwas gebaut oder zugemauert haben, haben sie an der jeweiligen Stelle eine Tageszeitung mit eingemauert, als Botschaft für die Nachwelt."

Die Zeitung als historisches Dokument - ein krasses Gegenstück zur Flüchtigkeit heutiger Onlineforen, in denen freilich auch Klenk präsent ist. Nicht immer vermag er sich der Versuchung einer schnellen Pointe, dem Gieren nach Likes zu entziehen, meist aber macht er einen großen Bogen um flinke Polarisierungen und undifferenzierte Argumente.

Präzise, humorvoll, streitbar

Der Journalismus müsse präziser werden, fordert Klenk, humorvoller, streitbarer, "in den Mikrokosmos des Alltags und der Gesellschaft eindringen, statt nur in den Vorzimmern der Macht und ihrer Propaganda die Füße auszustrecken". Unter dem Titel "Sag du, Florian" tritt Florian Klenk seit einiger Zeit auch gemeinsam mit dem Politsatiriker Florian Scheuba auf. Ihr zum Großteil improvisiertes Programm bezeichnen sie gern als "Korruptions-Jazz". "So wie beim Essen das Fett als Geschmacksträger dient, ist das Stilmittel der Satire ein wichtiger Informationsträger", sagt Klenk. Über den Umweg der Ironie will er Menschen ansprechen, die sich vom politischen Geschehen längst abgewandt haben. "Außerdem brauche ich den Humor als persönlichen Ausgleich."

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