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Wird die Blockchain das Internet revolutionieren?

Wir stehen am Beginn des Internets 3.0, eines Internets auf Blockchain-Basis. Davon ist Alfred Taudes, Vorstand des Instituts für Kryptoökonomie an der WU Wien, überzeugt. Denn so wie E-Mail die erste Anwendung des Internetprotokolls http war, sei Bitcoin erst die erste Anwendung der Blockchain-Technologie.

Die Technologie werde bald ihre Kinderkrankheiten abgelegt haben, und dann gebe es statt überzogener Erwartungen wirklich funktionierende Anwendungsgebiete.

Kommt das Ende der Plattformökonomie?

Das Web 2.0 hat die sogenannte Plattformökonomie hervorgebracht: Produzent/innen und Konsument/innen von Waren oder Informationen treten über Plattformen miteinander in Verbindung, über einen Webshop beispielsweise. Allerdings sind alle Daten und Informationen, wie zum Beispiel Zugangsdaten, auf dieser Plattform gespeichert.

Diese Plattformen braucht man beim Internet auf Blockchain-Basis nicht mehr, sind dessen Vertreter/innen überzeugt. Die Blockchain sorgt dafür, dass Akteur/innen, die einander nicht kennen und vertrauen, Interaktionen abwickeln können, ohne dazwischengeschaltete Instanz. Basis dafür ist die Blockchain bzw. die Distributed-Ledger-Technologie: eine Art verteiltes Kontoführungsbuch, in dem alle Transaktionen eingeschrieben sind, die nachträglich nicht mehr verändert werden können.

„Das Web 3.0 ist eine Backend-Revolution.“

Dabei wird sich an der Oberfläche des Internets wenig ändern. Denn, wie die Krypto-Expertin Shermin Voshmgir in ihrem Buch Token Economy schreibt: „Das Web 3.0 ist eine Backend-Revolution.“ Das heißt, sie verändert die Abläufe im Hintergrund, zum Beispiel wie und auf welche Daten eine Website zugreift. Im Web2 werden Daten auf Servern gespeichert, die zentral von vertrauenswürdigen Organisationen verwaltet werden. Im Web3 werden Daten dezentral, in mehrfacher Kopie auf unterschiedlichen Rechnern eines Netzwerks gespeichert.

Bitcoin ist nur der Anfang

Das erste System, das so funktioniert hat, ist Bitcoin. Mittlerweile gibt es einige Anwendungen, die auf Basis der Blockchain-Technologie laufen, oft auch unbemerkt. Beispielsweise werden Transportversicherungszertifikate über sie ausgestellt. Die Kundinnen und Kunden geben die Eckdaten des Transports auf einer Plattform ein. Entsprechen diese dem Versicherungsvertrag, werden automatisiert Zertifikate erstellt.

Auch im Energiebereich sammelt man erste Erfahrungen mit der Technologie. Zum Beispiel können einzelne Module einer Fotovoltaikanlage über die Blockchain-Technologie einzelnen Kundinnen und Kunden zugeordnet und kann die Produktion somit digital mitverfolgt werden. Die Herkunft des Stroms wird damit nachvollziehbar.

Nur eine Verschiebung der Machtstrukturen

Durch die Blockchain-Technologie werden Intermediäre wie Banken oder Notar/innen überflüssig. An ihre Stelle tritt das dezentrale Netzwerk. Damit einher geht auch die Vision, bestehende Machtstrukturen aufzubrechen und ein neues, egalitäres System zu schaffen. Eine Vision, die Kritiker/innen bezweifeln, denn mit der Technologie erlangen neue Akteur/innen Macht: jene, die die technische Infrastruktur bereitstellen und ausformulieren. Eindeutige, technische Kontrollstrukturen bestehen nun dort, wo früher manchmal auch persönliches Ermessen Strukturen umgedeutet hat.

Während die einen von der großen Blockchain-Revolution träumen, sehen andere in der neuen Technologie nur ein Werkzeug, das nicht das Internet revolutionieren wird, sondern bei manchen Anwendungen im Hintergrund läuft. Und eines von vielen im Werkzeugkasten ist.

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