Ein Kind in einem Wasserfall

APA/AFP/Olivier DOULIERY

Radiokolleg

Die Quellen sauberen Wassers

In ihren 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung haben sich die Vereinten Nationen unter anderem vorgenommen, dass bis zum Jahr 2030 jeder Mensch Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen hat.

Circa 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, das sind 26 Prozent der Weltbevölkerung. Auf der Suche nach einer Lösung denkt man an Brunnen, Wasserleitungen oder Kläranlagen. Der wichtigste Faktor einer sicheren Trinkwasserversorgung sind allerdings die Ökosysteme, die für eine natürliche Reinigung und Speicherung des Wassers sorgen.

Gerade Gewässer sind aber vom Verlust an Biodiversität stark betroffen. Angesichts der Klimakrise mit zunehmender Hitze, Dürren und Überschwemmungen ist der Schutz der Flüsse, Seen und Feuchtgebiete für die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Wasser besonders wichtig.

Regen ist oft nicht direkt als Trinkwasser geeignet, weil er Schadstoffe aus der Luft oder von Dächern und Straßen mitnimmt. Dünger und Pestizide verunreinigen das Wasser zusätzlich. Es muss zuerst unter die Erde, bevor wir es als Trinkwasser nutzen können. Dabei wird es vom Bodensubstrat gefiltert und von Mikroorganismen und Kleinlebewesen, die im Boden und im Grundwasser leben, gereinigt.

Voraussetzungen: intakter Boden und gesunde Flüsse

Ein intakter Boden ist deshalb essenziell für die Wasserregeneration. Bodenversiegelung behindert oder erschwert den Abfluss, aufgeheizte Oberflächen oder die Nutzung des Grundwassers zur Kühlung beeinträchtigen die Bodenorganismen und ihre Reinigungsleistung ebenfalls.

Wichtig für die natürliche Wasserreinigung sind auch Flüsse. Sie reinigen das Wasser und haben deshalb große Bedeutung als Vorfluter für Kläranlagen. Gelangen zu viele Nährstoffe in einen Fluss, z.B. von direkt eingeleitetem Abwasser oder überdüngten Feldern, oder ist der Wassertransport beschleunigt, weil der Fluss begradigt und die Ufer befestigt wurden, wird der Abbau erschwert.

Bakterien, Pilze und Algen, die im Fluss Nährstoffe und Chemikalien abbauen, leben als Biofilm auf Steinen und werden von Wasser umspült. Ein betoniertes Flussbett ist deshalb für die Reinigung des Wassers und den Austausch zwischen dem Fluss und dem Grundwasser schädlich. Ufergehölze sind wichtig, weil sie den Bach beschatten und seine Lebewesen vor Überhitzung schützen. Feuchtgebiete wie Auen und Moore spielen als Speicher und Filter von Niederschlägen ebenfalls eine wichtige Rolle. Vielfach wurden sie jedoch vom Fluss abgetrennt oder ausgetrocknet.

Oberstes Zeil: Schutz und die Wiederherstellung

In Europa sind 60 Prozent der Oberflächengewässer in keinem guten ökologischen Zustand, die Schutzziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie werden vielfach verfehlt. In Lateinamerika, Afrika und Asien ist die Wasserqualität in rund zwei Dritteln der Fließgewässer gut, rund um die Megastädte in Indien, China, Südostasien und Lateinamerika gibt es hingegen große Probleme. Dort sind das Bevölkerungs- und das Wirtschaftswachstum schneller verlaufen als der Bau von Kanalisation und Kläranlagen. Hinzu kommt, dass viele dieser Länder politisch labil sind und über schwache Umweltverwaltungen verfügen. Wo die Abfallwirtschaft nicht funktioniert, landet oft auch Müll in den Flüssen und Seen.

Angesichts des Klimawandels droht Wasserknappheit in heißen und trockenen Weltregionen. Als Reaktion wird zunehmend auf teure großtechnische Lösungen gesetzt, Flüsse werden großräumig umgeleitet, um die Städte zu versorgen. Dass darunter vor allem ländliche Räume und ärmere Bevölkerungsschichten leiden, zeigen Beispiele aus dem kleinen afrikanischen Land Lesotho, dessen Wasser nach Südafrika abgeleitet wird; oder aus Kambodscha, wo der Mekong bisher Dorfbewohner/innen reichlich mit Trinkwasser und Fischen versorgt hat, die Verbauung von Feuchtgebieten im urbanen Raum diese Versorgung jedoch gefährdet.

Gestaltung

  • Sonja Bettel