SUSANNA DRESCHER
30. Oktober - 30. November
Wien Modern startet
Am 30. Oktober startet das Festival Wien Modern in seine 34. Ausgabe. Acht Musikertheater-Uraufführungen, ungewöhnliche Spielorte und monumentale Orchesterwerke: Nach der kurzfristigen Absage der Publikumsveranstaltungen im letzten Jahr präsentiert man sich in heuer in umso größerer Vielfalt.
29. November 2021, 02:00
Die mächtigste Frau im ersten Jahrhundert nach Christus, Machtmissbrauch und Femizid stehen im Mittelpunkt der zentralen Opernproduktion: "Poppaea", ein Auftragswerk von Wien Modern und dem Festival ZeitRäume Basel. Librettistin Stephanie Fleischmann lässt die Handlung dort anfangen, wo Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" aufhört. Die Musik stammt vom US-amerikanischen Komponisten Michael Hersch.
"Das ist eine wirkliche Oper mit großen Glanzrollen und einer unfassbaren Spannung - das zeigen zu dürfen, ist ein absolutes Privileg", schwärmt Bernhard Günther, der künstlerische Leiter von Wien Modern, der an "Poppaea" auch als Dramaturg mitgewirkt hat. Gezeigt wird das Werk ab 5. November im Theater Odeon.
RSO eröffnet mit drei Uraufführungen
Festivalzentrale ist wie immer das Wiener Konzerthaus, wo das ORF Radio-Symphonieorchester Wien am 30. Oktober den Eröffnungsabend gestaltet - mit drei Uraufführungen, darunter dem fünfzigminütigen Werk "Das Satyrspiel" von Christian Ofenbauer.
Spannungsreich, bunt und mit einer geradezu unübersichtlichen Programmvielfalt präsentiert sich das Festival Wien Modern, das letztes Jahr lockdownbedingt den Großteil seiner Publikumsveranstaltungen kurzfristig absagen musste. Als trotzige Reaktion auf die Zeit der Ge- und Verbote lautet das Festivalmotto heuer "Mach doch einfach, was du willst" - eine Aufforderung an Publikum und Künstlerinnen und Künstler gleichermaßen.
Baselitz "kein Experte, aber herrliche Leidenschaft"
Da bespielt der österreichische Avantgarde-Altmeister Georg-Friedrich Haas etwa die Säle des Kunsthistorischen Museums mit einer vierstündigen, begehbaren Installationsperformance unter dem Titel "ceremony II". Den Blick des Malers auf die Musik wiederum offenbart Georg Baselitz, der ein eigenes Festival im Festival kuratiert. Am Programm stehen eine Uraufführung von Olga Neuwirth oder alle vier Streichquartette von Beat Furrer.
"Er hat ein Atelier in der Nähe von Salzburg und geht oft und gern zu den Salzburger Festspielen - aber nur, wenn zeitgenössische Musik am Programm steht", so Intendant Bernhard Günther über den berühmten Maler. "Er ist alles andere als ein Experte, aber er hat eine Leidenschaft, die herrlich und ansteckend ist."
Als Gastgeber für die Konzerte und Gespräche mit Baselitz fungiert der Wiener Musikverein mit seinem Gläsernen Saal. Zwei Kinderopern, ein multimediales Musiktheater in den neuen Soho-Studios in Ottakring oder ein experimentelles Konzert in den mittelalterlichen Kasematten unter dem Palais Coburg stehen bis 30. November ebenso am Programm wie große Konzerte im klassischen Format: So wird das RSO - wie schon im Sommer in der Salzburger Felsenreitschule - Friedrich Cerhas monumentales Werk "Spiegel" als Gesamtzyklus aufführen.