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Matrix
Wen kann künstliche Intelligenz ersetzen?
Wie automatisierbar ist ein Beruf? Die Website „Job-Futuromat“ des deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bietet Orientierungshilfe. Der Website zufolge ist der Beruf Buchhalter/in zu 100 Prozent automatisierbar. Büroassistent/in zu 89 Prozent, Steuerberater/in: 73 Prozent.
20. Dezember 2021, 02:00
Sicherer scheinen Berufe wie „Beamter im Kriminaldienst“. Ein Job den man laut Website nur zu 33 Prozent automatisieren kann. Spitzenreiter in dem Ranking ist der zukunftsresistente Posten „Vorstand/Vorständin“ - Möglichkeiten zur Automatisierung: 0 Prozent.
Jeder Beruf ist in Teilbereiche gegliedert. Dahinter steht der Gedanke, dass sich ein Beruf aus mehreren Tätigkeiten zusammensetzt, die ihrerseits unterschiedlich automatisierbar sein können, erklärt Katharina Dengler vom Deutschen Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Bisher waren es vor allem ungelernte und Hilfstätigkeiten, die besonders stark durch Maschinen ersetzt werden konnten. Mittlerweile hat der technische Fortschritt für die größten Zuwächse bei der Automatisierung von Berufen mit einem höheren Anforderungsniveau gesorgt.
AP/MATTHIAS SCHRADER
"Zum Beispiel maschinelles Lernen KI, künstliche Intelligenz als Stichwort: da können auch vermehrt automatisierte Entscheidungsverfahren angewendet werden, also Versicherungs-Anträge, Steuererklärungen, die vollautomatisch geprüft werden", sagt Katharina Dengler vom Deutschen Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung.
Doch auch wenn ein Beruf - oder bestimmte Haupttätigkeiten eines Berufs theoretisch komplett durch Maschinen oder Künstliche Intelligenz ersetzbar sind, bedeutet das nicht, dass er auch tatsächlich verschwindet. Der Automatisierung stehen nicht nur Kosten, sondern auch rechtliche Hürden oder die Präferenzen von Kundinnen und Kunden gegenüber, so Katharina Dengler.
"Wenn Kunden ein handgebackenes Brot vom Bäcker mehr wertschätzen als ein industriell gefertigtes Brot, dann wird es auch weiter Bäcker geben."
In den letzten zehn Jahren wurden zahlreiche – teils widersprüchliche - Studien veröffentlicht, wie stark die Automatisierung Berufssparten betreffen wird. Eine der bekanntesten wissenschaftlichen Arbeiten des Ökonomen und Wirtschaftshistorikers Carl Benedikt Frey schürte die Ängste vor Massenarbeitslosigkeit durch Automatisierung. 2013 verfasste er gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Osborne die oft zitierte Studie, der zufolge 47 Prozent aller Jobs in den USA grundsätzlich digitalisierbar seien. Eine dramatische Zahl, die, aus dem Kontext gerissen, für Verunsicherung sorgte.
Die Forscher hatten allerdings nie behauptet, dass schlussendlich fast die Hälfte aller Jobs automatisiert würden. Die Fragestellung der Studie war vielmehr: Welche derzeit existierenden Tätigkeiten wären überhaupt theoretisch durch Technologie ersetzbar. Gefährdet seien vor allem Berufe im Mittleren Einkommensbereich so Frey.
"Man ist draufkommen wie viel möglich ist, ohne dass man Zugriff auf ein Sekretariat vor Ort hat und welche Prozesse dennoch weiterlaufen und welche Jobs da bedroht sein könnten."
Im Jahr 2018 widmete sich die Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) den möglichen sozialen Auswirkungen der Digitalisierung auf Wien. Die prognostizierten Arbeitsplatzverluste betrafen unter anderem den Einzelhandel und Finanzdienstleistungen. In den letzten Jahren zerbreche man sich aber weniger den Kopf über Umwälzungen durch Roboter und Künstliche Intelligenzen, so Studienleiter Hubert Eichmann, als vielmehr über die Veränderungen des Arbeitsmarkts durch die Pandemie.
"Man ist draufgekommen, wie viel möglich ist, ohne dass man Zugriff auf ein Sekretariat vor Ort hat. Prozesse laufen dennoch weiter. Oder auf der anderen Seite hatten wir diesen Onlinehandels-Boost durch Corona. Da könnten Bereiche des stationären Handels wegbrechen. Aber das sind noch immer nicht die großen Zahlen an Jobverlusten, die in früheren Jahren schon kursiert sind", sagt Hubert Eichmann.
Gestaltung: Sarah Kriesche
Service
Job-Futuromat
Carl Benedikt Frey - Ökonom und Wirtschaftshistoriker
Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt