Sammler Andreas Reiter Raabe

ORF/INES MITTERER

Von Ideen umgeben

Der Sammler Andreas Reiter Raabe

Der Künstler Andreas Reiter Raabe sammelt Künstlerbücher. Eine Obsession wie er sagt, die er sich Mitte der 1990er Jahre in New York zugezogen hat. Er nennt Künstlerbücher demokratisch, weil man sie sich auch als interessierter, aber weniger vermögender, Sammler leisten kann.

Reiter Raabe auf Leiter

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Reiter Raabe auf Leiter

Der Grundstock seiner mehr als 2000 Objekte umfassenden, international ausgerichteten Sammlung, die inzwischen sehr wertvolle Exemplare umfasst, sind Bücher der Konzeptkunst. Eine Strömung, die ja nicht gerade für Witz und Humor bekannt ist, im Genre des Künstlerbuches aber viel feine Ironie und spielerische Lust parat hält.

Im mit gelben Vorhängen abgedunkelten Bibliotheksraum seines Wiener Ateliers - Format Kabinett - hat Andreas Reiter Raabe seinen Schatz untergebracht. Mehr Raum braucht es nicht für eine der größten Künstlerbuchsammlungen des Landes.

Auf den ersten Blick eine Bibliothek wie andere - etwas unruhiger vielleicht als üblich zeigen sich diese Bücherregale - Künstler halten sich nicht an markttaugliche Formate - hier gibt es alles von XL bis XS, Quer- und Hochformat, Bücher in Butterpapier oder Folien; Bücher mit Beipack zum selber Fertigstellen, wie „Ferien“ von Hans Peter Feldmann. Ein himmelblaues, gebundenes Buch mit leeren Seiten, dazu, eingepackt in raschelndes Fotopapier, Fotos, die Feldmann auf einem Flohmarkt gefunden hat. Die Motive: die Frau des unbekannten Fotografen an fremden Orten - typische Urlaubsfotos. Das Buch kommt mit der Aufforderung, die Fotos selbst einzukleben und es so selbst zu gestalten. Was der Sammler natürlich nicht macht. Aber das Buch triggert, auch für ihn, die Lust an den Möglichkeiten.

Buch und Fotos in Händen

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Einige der Bücher hier haben etwas Verspieltes, andere begegnen der Betrachterin mit einem kecken Augenzwinkern. Was man der sonst so streng daherkommenden Konzeptkunst, die wesentlich zur Blüte des Künstlerbuches beigetragen hat, so gar nicht zuschreiben würde: das mit dem Humor, der Ironie, der Lust am Sinnlichen.

Ausgeklapptes Buch

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Der Superstar in dieser Sammlung ist Ed Ruscha, der kalifornische Künstler, einer der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. „Sunset Strip“ erzählt Reiter Rabe, „ist eine Ikone Artist Books ist. Es ist ein Buch, das klappt man raus und ist acht Meter lang. Wenn es voll ausgeklappt ist, ist es eigentlich ein Objekt für sich.

Es war Andreas Reiter Raabes erstes Künstlerbuch, erstanden in den 1990er Jahren im legendären Strands Bookshop in New York. Die Initiation. Für damals schon stattliche 50 $. Ed Ruscha fotografiert in schwarzweiß alle Gebäude des Sunset Strip in L.A. und macht daraus ein acht Meter langes Faltbuch: oben die Gebäude der einen Straßenseite, unten, auf den Kopf gestellt, die Gebäude der anderen Straßenseite. Heute besitzt Andreas Reiter Raabe zwei dieser Bücher. Eine „first edition“ und eine „true first edition“.

Die „true first edition“ hat, wie der Sammler herausfand, als Bonus am Ende noch eine Faltung und ein Foto mehr. Die Aufnahme zeigt ein „Jaguar“ Schild. Autofreak Ed Ruscha zwinkert damit dem echten Kenner zu. Diese Ausgabe, erzählt Reiter Raabe, gäbe es sicher nicht unter 10.000 zu finden.

Künstlerbücher stellt man sich vielleicht als etwas handgefertigtes vor, selbst collagiert, bemalt, geklebt - die meisten Künstlerbücher sind aber gedruckt wie andere Bücher auch, oft mit Fotografien und Texten, meistens mit einer Auflage von 200 bis 2000 Stück. Im Moment ihres Erscheinens können sie ein paar Euro kosten, dann, wenn sie zum Sammlerobjekt werden geht der Wert in die zig tausende. Trotzdem bezeichnet der Sammler Künstlerbücher als demokratisches Sammelgut, für alle zu haben, man muss nur rechtzeitig kaufen. Für Reiter Raabe haben sie den Mehrwert, dass die Idee der Künstlerin, des Künstlers zur Gänze in dem Buch steckt, während einzelne Arbeiten an der Galeriewand immer nur Splitter eines Gesamtwerks sein können.

Büchersammlung

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Wenn man Künstlerbücher sammeln will, hilft das Netz nicht wirklich weiter. Es sind nur wenige gelistet und die sind entsprechend teuer - den Rest findet man ganz einfach nicht. Da helfen nur das totale Eintauchen in einer der wenigen spezialisierten Buchhandlungen, die es noch gibt, erzählt Reiter Raabe, der Austausch mit Künstlern und Gleichgesinnten, oder hartnäckiges Recherchieren in Bibliotheken, brennende Neugierde und offene Augen.

Gestaltung

  • Ines Mitterer

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