Der Lindwurm in Klagenfurt bei Nacht

ORF/JOSEPH SCHIMMER

9 x Österreich

Erkundungen in Kärnten

Die österreichischen Bundesländer werden bis Anfang 2023 in den Fokus von insgesamt neun Radiokolleg-Spezialsendungen gerückt. Dieses Mal dreht sich alles um Österreichs südlichstes Bundesland

Ja, a Karntn is lei ans. So sehr eins, dass sich zwei Städte sogar zu einer Twin-City-Region vereinen. Vorbei die Hassliebe zwischen Klagenfurt und Villach? Lei ans? Uneinigkeit herrscht jedenfalls noch bei vielen politischen, sprachbezogenen und historischen Themen bis hin zur Religion. Das hat eine lange Geschichte: In der Zeit der Gegenreformation zogen sich evangelische Familien in abseits gelegene Bergbauernhöfe zurück. Hier überlebte der Geheimprotestantismus.

"Wo man mit Blut die Grenze schrieb"

So heißt es auch im Kärntner Heimatlied. Kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs marschierten Truppen in Südkärnten ein und beanspruchten das zweisprachige Gebiet für das neu gegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Aufgrund des Widerstandes der Verbände der provisorischen Kärntner Landesregierung wurde bei den Pariser Friedensverträgen eine Volksabstimmung vereinbart: Am 10. Oktober 1920 stimmten 59 Prozent der Befragten für Österreich, darunter auch ein beträchtlicher Anteil der slowenisch sprechenden Bevölkerung. In den folgenden Jahren wurde die Entscheidung ideologisch umgedeutet und zum "Sieg des Deutschtums" hochstilisiert.

Schmerzhafte NS-Zeit

Aufarbeitung betreibt auch der slowenische Kulturverein Rož. Er holte die pseudowissenschaftliche Vermessungsaktion von St. Jakob im Rosental wieder ins kollektive Gedächtnis: Nach dem "Anschluss" vermaß ein Anthropologen-Team in der zweisprachigen Gemeinde nach "rassekundlichen" Kriterien Einwohner/innen, verzeichnete penibel ihre Nasenbodenlänge oder Stirnbreite und klassifizierte die Einträge als "arisch" oder "nicht arisch". Heute wird angenommen, dass damit die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten vorbereitet werden sollte.

Slawische Wurzeln

Slowenisch gesprochen wird bis heute in Kärnten. Ein frühes Zeugnis für das Slawische im österreichischen bzw. dem Ostalpenraum sind die Freisinger Denkmäler, die vor 1.000 Jahren entstanden und Auskunft über die Sprache der slawischen Karantanen geben. Kärnten war also früh slawisch besiedelt, ein Umstand, der heute noch hörbar ist, auch in den deutschen Dialekten des Bundeslandes. Egal, ob es um Ausdrücke wie Strankalan (Fisolen) oder Himmlatzen (Wetterleuchten) geht, um die gedehnten Vokale (Meeser für Messer) oder die stimmhaften Konsonanten: Der weiche Dialekt wird innerösterreichisch immer wieder zur Lieblingsmundart gekürt. Hörbeispiele finden sich auf unserer Seite oe1.orf.at/9maloesterreich, wo auch Sie seit vergangenem November Ihren eigenen Dialekt einsprechen oder einfach nur in unserer Dialektsammlung schmökern können.

Was sie eint, die Slowen/innen und Kärntner/innen

Da sind zum einen ihre schwermütigen Lieder. "Nimm dem Kärntner sein Lied, und er müsste welken wie die Blume ohne Tau", stellt der Autor Josef Friedrich Perkonig fest.

Und sonst? Liebt man die Berge, das Klima und die Seen (um deren Uferverbauung es immer wieder heftige Diskussionen gibt), außerdem Kasnudeln und neuerdings auch Kärntner Wein.

Dass Kärnten auch innovativ ist und nach vorn schaut, zeigen Firmen wie der Villacher Halbleiterhersteller Infineon im Technologie- und Innovationscluster Silicon Alps oder kleinere Projekte in St. Paul im Lavanttal: Der von Abwanderung betroffene Ort will sich fit für die Anbindung an die schnelle Koralm-Zugverbindung und attraktiv für Zuwanderer/innen machen.

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