FLORIAN LEGRAND
"In Feierlaune"
30 Jahre Resonanzen: Händels "Aminta" live
Live von der Jubiläumsausgabe des Festivals für Alte Musik überträgt Ö1 "Aminta e Fillide" von Georg Friedrich Händel aus dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthaus.
3. März 2022, 12:00
Resonanzen in Ö1
Alte Musik | 19 01 22 - Vorschau
Resonanzen live | 22 01 22
Eröffnungskonzert
Resonanzen live | 26 01 22
Aminta e Fillide
Klassik-Treffpunkt | 29 01 22
Ö1 Konzert | 31 01 22
"Vor 30 Jahren waren Auftritte von Originalklang-Ensembles etwas Außergewöhnliches", erinnert sich Jordi Savall, Grandseigneur der historisch informierten Aufführungspraxis. "Das Wiener Konzerthaus ist mit seinem Festival für Alte Musik ein ziemliches Wagnis eingegangen, aber heute, 30 Jahre später, sieht man, dass sich dieses Abenteuer bezahlt gemacht hat. Ich durfte im Rahmen der ersten Resonanzen-Ausgabe mit meinem Ensemble Hespèrion XX und der Capella Reial de Catalunya an diesem Traditionshaus debütieren und habe das Glück gehabt, seither fast jedes Jahr hierherkommen zu dürfen."
DAVID GNASZEWSKI
Liveübertragungen, Mitschnitte und Gespräche
Savall, Begleiter der Resonanzen seit den frühesten Tagen, wird auch bei der heurigen 30. Ausgabe des Festivals auftreten, die von 22. bis 30. Jänner im Wiener Konzerthaus über die Bühne geht. Unter dem Motto "In Feierlaune" bieten die Jubiläums-Resonanzen neben neun Hauptkonzerten auch ein vielfältiges Rahmenprogramm, Alte-Musik-Aficionados können Publikumslieblinge erleben, ebenso wie Newcomer der Szene. 1991 vom langjährigen Ö1 Musikredakteur Bernhard Trebuch gegründet, bilden die Resonanzen auch im 30. Jahr ihres Bestehens ein unschlagbares Dioskurenpaar mit Ö1. Neben Liveübertragungen des Auftaktkonzerts und des "Händel-Abend" am 26. Jänner wird Ö1 in den kommenden Wochen exklusiv weitere Konzertaufnahmen senden.
Für den reibungslosen Ablauf des Festivals im Wiener Konzerthaus zeichnet Julika Meixner als Produktionsleiterin verantwortlich. Gern stellt sie sich jedweder "Mission Impossible". "Für ein Mittelalter-Programm organisierte ich Heizdecken, um Blockflöten darin einzuwickeln. Die Instrumente mussten warmgehalten werden, damit die Stimmung stabil bleibt", erzählt sie. "Die Begeisterung für die unermüdliche Suche nach dem ›richtigen‹ Weg, Musik zu Gehör zu bringen, ist es, was mir an den Resonanzen so große Freude bereitet."
Wider das Beliebige
Monteverdi-Madrigale zum Frühstück, mittags im Bistro französische Barockmusik, am Abend vielleicht noch ein Mittelalterkonzert - noch nie waren so viele Stile der Alten Musik so bequem verfügbar wie heute. Aber bereichert diese Vielfalt in jedem Fall unser Leben? Oder kann sie im Gegenteil zur Abstumpfung der Sinne und des Urteilsvermögens beitragen? Während historisch informierte Aufführungspraxis im Gründungsjahr der Resonanzen noch etwas für einen kleinen Liebhaber/innen-Zirkel war, ist sie drei Jahrzehnte später mitten im Klassikbusiness angekommen. "Stimmt, die Alte Musik ist längst hip geworden, die Konkurrenz, die Mitbewerber/innen sind zahlreich. Aber mit der Zahl der Angebote ist nicht unbedingt auch die Qualität der Darbietungen gestiegen", sagt Konzerthaus-Dramaturg und Resonanzen-Programmgestalter Peter Reichelt.
Und: "In dem großen Haifischbecken Alte Musik tummeln sich eben nicht viele Delfine, sozusagen. Ein thematisch fokussierter Zugang, ein leitender Kontextualisierungsgedanke, wie er die Resonanzen auszeichnet, ist zudem überhaupt eine Ausnahmeerscheinung. Insofern, als es zwar viele Festivals mit darübergestülptem Motto gibt, die allerwenigsten dieses aber bei der Planung vor Augen haben. Ein Festival wie die Resonanzen braucht es im Kampf gegen das Beliebige, Zufällige und bloß Divertierende mehr denn je."
In diesem Sinn wünscht Ö1 den Resonanzen "Happy Birthday!"
Gestaltung
- Gerhard Hafner