Andrea Mayer

APA/HERBERT NEUBAUER

Kulturpolitik

Fair-Pay-Strategie des Bundes

Vor eineinhalb Jahren hat Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer einen gemeinsamen Fairnessprozess zwischen Bund, Landeskulturreferenten und IGs ins Leben gerufen, mit dem Ziel, bessere Arbeitsbedingungen und Gehälter vor allem in der freien Szene zu schaffen. Wie hoch die zu schließende Lücke, der sogenannte "Fair-Pay-Gap" ist, wurde in einer Umfrage des Gallup-Instituts erhoben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, und Andrea Mayer zieht die ersten Konsequenzen in ihrer Förderstrategie.

200 Kultureinrichtungen aus ganz Österreich nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis, so Mayer: "Wir sind im Durchschnitt 21 Prozent der Personalkosten von einer Fair-Pay-Situation entfernt."

Hochgerechnet auf den gesamten Förderbereich in der Freien Szene geht es um 25 Millionen Euro. 26 Prozent davon betreffen Bundesförderungen, die nun anteilsmäßig erhöht werden, um die Lücke zu schließen: "Wir haben uns jetzt vom Bundesministerium für Kunst und Kultur entschieden, unseren Anteil ab sofort anzugehen. Und zwar in einer Pilotphase, die mit dem heutigen Tag beginnt", so Mayer.

6,5 Millionen Euro Aufstockung

Wohlgemerkt, anteilsmäßig: Trägt der Bund beispielsweise mit seiner Förderung 40 Prozent der Gesamtkosten einer Einrichtung, sei er auch für 40 Prozent des Pay-Gaps zuständig. Bei einer 20-prozentigen Beteiligung sind auch nur 20 Prozent des Pay-Gaps auszugleichen.

Alles zusammen geht es um 6,5 Millionen Euro, die ab sofort vom Bund zur Verfügung gestellt und bei Vorlage entsprechender Fair-Pay-Konzepte auch ausgeschüttet werden - zweckgewidmet ausschließlich zur Verbesserung der Situation von Künstlerinnen und Künstlern.

... von der Arbeit leben können ...

"Bei all diesen Zahlenspielen und technischen Überlegungen sollen wir nie aus den Augen verlieren, worum es wirklich geht, nämlich darum, dass Künstlerinnen und Künstler und alle anderen, die im Bereich der Kultur tätig sind, von ihrer Arbeit leben können." Das Geld stammt aus dem laufenden Kulturbudget, die Erhöhung soll aber auch langfristig etabliert werden. Das Kulturbudget sei jährlich zu verhandeln, allerdings sei sie "bis jetzt beim Verhandeln von Kunst- und Kultur-Budgets ganz erfolgreich" gewesen, sagt Andrea Mayr.

Langfristiger Prozess mit Ländern, Gemeinden und IGs

Bereits jetzt ist Fair-Pay ein Kriterium bei der Vergabe von Kunst- und Kultur-Förderungen. Die IGs haben im Vorjahr umfangreiche Honorarempfehlungen ausgearbeitet, an denen man sich orientiert. Gesetzlich verankert sollen sie nicht werden, "weil es sich um keinen ausverhandelten Kollektivvertrag, sondern um eine einseitig festgesetzte Empfehlung handelt."

"Fair-Pay ist ein Marathon, kein Sprint", Andrea Mayer

Die heutige Maßnahme sei ein erster Schritt, aber eben nur ein Teil des mitunter recht komplexen Fördersystems. Daher werde auch der Fairness-Prozess mit Ländern und Gemeinden weitergehen: "Wir werden unverzüglich mit der Arbeit der Fokusgruppen beginnen, in der die Bemühungen der unterschiedlichen Gebietskörperschaften aufeinander abgestimmt werden und in eine gemeinsame Strategie münden sollen. Die Aufgabe ist: ein gemeinsames Regelwerk entstehen lassen", so die Kulturstaatssekretärin. Nachsatz: "Fair-Pay ist ein Marathon, kein Sprint. Aber ich freue mich heute sehr, dass wir als Bund in diesem Marathon wieder ein gutes Stück weiterlaufen."

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