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DYNAMOWIEN/FLORIAN JUNGWIRTH

Gehört

Das Ö1 Magazin im Mai

Die stärksten Seiten von Ö1 gehören "gehört", dem monatlich erscheinenden Ö1 Magazin. Neben einer ausführlichen Übersicht über das komplette Radioprogramm des kommenden Monats finden Sie hier interessante Reportagen und Hintergrundberichte über das Programm und seine Gestalter und Gestalterinnen. Das Ö1 Magazin steht exklusiv Ö1 Club-Mitgliedern zur Verfügung.

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DYNAMOWIEN/FLORIAN JUNGWIRTH

„Das Radio“, so kann man im Buch Radio Romance des amerikanischen Schriftstellers und Radiomoderators Garrison Keillor lesen, „war eine rohe, primitive, hinreißende Einrichtung, die bedauerlicherweise zu spät entdeckt worden war. In der richtigen Reihenfolge“, so Keillor, „hätte es irgendwo zwischen dem Rad und der Druckerpresse kommen müssen. Es gehörte ins Zeitalter der Spielmänner und Märchenerzähler, die ums Feuer hockten, als alle Neuigkeiten und sämtliches Wissen noch mündlich weitergegeben wurde. Da es zur falschen Zeit gekommen war, wurde das Radio durch vorausgegangene Entwicklungen wie die Literatur behindert. Die Literatur hatte sich das Radio geschnappt und ihm Manuskripte in den Rachen gestopft“. Garrison Keillor bedauert diese, auch bei uns geübte Praxis des Radiomachens, die darauf basiert, zuerst Texte zu schreiben und diese dann vorzutragen. „Radio ist nicht geschriebenes Wort. Radio ist Äther!“, sagt Keillor, ein Medium der Weite, der Raum des Himmels.

Natürlich bietet das Schreiben von Texten die Möglichkeit genauer an und mit der Sprache zu arbeiten. Die Arbeit an der Sprache ist, wie wir wissen, Arbeit am Gedanken (und das haben wir zu leisten!). Das nicht vorgeschriebene, das direkt gesprochene Wort hingegen eröffnet andere Möglichkeitsräume – von der belanglosen Plauderei, auf die wir verzichten sollten, bis hin zum substanziellen Erzählen. Letzteres beherrschen nur wenige. Einer der großen Erzähler unseres Landes hat sich bereit erklärt, im Mai in den Radiogeschichten die Lebensgeschichte seiner Eltern zu erzählen: Michael Köhlmeier. Mitte der 1990er Jahre erzählte Köhlmeier in Ö1 „Klassische Sagen des Altertums“; diesmal, drei Jahrzehnte später, erzählt er (Auto-)Biografisches. „Mein privates Glück“ nennt Köhlmeier die Geschichte seiner Eltern und indirekt seine Geschichte.

Dass hierzulande so selten frei gesprochen wird, hat mit vielem zu tun, mit der Geschichte des Mediums ebenso wie mit dem Wesen des Mediums Radio, das zwar Nähe ermöglicht, aber die „auf Distanz“ hält. Im Rahmen des großen ORF Schwerpunkts zu den Republikjubiläen 2025 (80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg, 80 Jahre Zweite Republik und 70 Jahre Staatsvertrag) hat die multimediale Abteilung „ORF Wissen“ das Projekt „Gemeinsam erinnern“ gestartet. Wir baten Sie, uns Ihre Geschichte zu erzählen, was Sie damals erlebt und erfahren haben, was Ihnen erzählt wurde und wie Sie es heute sehen. Wir waren es, die zuhörten und wir danken allen, die bereit waren, uns Ihre Geschichte zu erzählen. Viele der uns erzählten Geschichten waren tief berührend. Einige Anrufer:innen sagten, sie hätten ihre Geschichte noch nie so umfassend erzählt bzw. erzählen können. Eine Sammlung Ihrer uns erzählten Geschichten finden Sie in oe1.orf.at/zweiterepublik.

Für Ihre Wertschätzung und Vertrauen danke ich Ihnen herzlich.

Kurt Reissnegger

interimistischer Ö1 Programmchef

Information

  • Erscheinungsweise: 12 x p.a.
  • Direktversand an Ö1 Club-Mitglieder
  • Auflage: 50.000 Stück
  • Format: 208 x 289 mm
  • Druck: 4-farbig
  • Seitenanzahl: 60 Seiten
  • Chefredaktion: Robert Heis