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Ambiente
Spaniens Extremadura - Kork und viel Geschichte
Die Extremadura mit der Hauptstadt Mérida - eine der 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens - ist mit einer Fläche von knapp 42.000 Quadratkilometern fast halb so groß wie Österreich. Der Name stammt von "extremos del Duero". Das bedeutet "jenseits des Flusses Duero" und verweist schon auf eine gewisse Abgeschiedenheit, von der diese großteils idyllische Region geprägt ist.
19. Mai 2022, 12:00
Die Extremadura liegt im Westen Spaniens im Binnenland an der Grenze zu Portugal, weit weg vom Meer und seinen Stränden. Das mag einer der Gründe sein, warum sie vom Tourismusboom der vergangenen Jahrzehnte kaum erfasst wurde und dieses stille Stück Spanien nach wie vor als Geheimtipp gilt.
Die monumentale Altstadt von Cáceres gehört zum UNESCO-Welterbe. Sie war lange ein maurisches Bollwerk gegen die Rückeroberung durch die Christen und spielte auch im Spanischen Bürgerkrieg (1936-39) eine wichtige Rolle, als der spätere faschistische Diktator Francisco Franco hier eine Weile sein Hauptquartier auf-schlug. Zudem brachen von der Extremadura viele Conquistadores zur Eroberung Amerikas auf.
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Erfreulicher sind jüngere Entwicklungen. 2021 weihten Spaniens König Felipe und seine Gemahlin Letizia das Museo de Arte Contemporáneo Helga de Alvear ein. Das Museum der 1936 in Rheinland-Pfalz geborenen deutsch-spanischen Galeristin Helga de Alvear beheimatet eine der profiliertesten Privatsammlungen Europas mit Werken berühmter Künstler wie Pablo Picasso, Wassily Kandinsky oder Ai Weiwei.
Auch die Kleinstadt Valencia de Alcántara hatte einst große Bedeutung, nicht zuletzt dank des einflussreichen Alcántara-Ritterordens. Darauf verweist das mittelalterliche Barrio judío-gótico (jüdisch-gotisches Viertel). Eine ehemalige Synagoge (15. Jahrhundert) ist das letzte Zeugnis einer langen jüdischen Geschichte. Die Iglesia de Nuestra Señora de Rocamador wiederum hatte eine Moschee als Vorgängerin. Nach der Reconquista fand in der nunmehrigen Kirche 1497 die Eheschließung König Manuels I. von Portugal mit der spanischen Prinzessin Isabella statt.
In der Nähe befindet sich das ehemalige Franziskanerkloster San Francisco de los Majarretes. Hier übte sich im 16. Jahrhundert der später heiliggesprochene Petrus von Alcántara in Askese. Der kleine Konvent wurde 300 Jahre später verlassen. Nun beherbergt das alte Gemäuer ein kleines Hotel samt Restaurant. In der Umgebung zeugen zahlreiche Dolmen davon, dass die Gegend schon in der Jungsteinzeit besiedelt war.
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Die Region ist aber auch Spaniens Hotspot der Korkgewinnung. Bis heute werden die Rinden der Korkeichen von Hand und nur mit Hilfe einer Axt abgeschält. Dies erfordert eine hohe Kunstfertigkeit, schließlich darf der Baum nicht verletzt werden, da er sonst absterben könnte. Eine neue Eiche bringt aber erst nach rund 90 Jahren erstmals richtigen Ertrag und das auch nur alle neun Jahre. Heutzutage wird der Kork neben dem klassischen Weinstoppel auch zu Isoliermaterial verarbeitet oder für Kunsthandwerk oder gar Kleidung verwendet.
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Jürgen Strohmaier, "Extremadura ", DuMont Reiseverlag