Viktor Frankl

APA/ROBERT JÄGER

Viktor Frankl Museum

"Die eine Menschheit"

Viktor Frankl, der österreichische Psychotherapeut und Gründer der Logotherapie und der Existenzanalyse, der als Jude vier KZs überlebt hat und danach sein Hauptwerk "Trotzdem Ja zum Leben sagen" verfasst hat, ist in seinen Aussagen und Lebensphilosophien heute - in einer Zeit des Krieges, der Spaltung der Gesellschaft und der Zerstörung unseres Planeten - aktueller denn je.

An seiner Wiener Wohnadresse, in der Mariannengasse 1 im 9. Bezirk befindet sich neben dem Viktor Frankl Zentrum, seit sieben Jahren das Viktor Frankl Museum. Das Museum wurde jetzt um die Dauerausstellung "Die EINE Menschheit" erweitert und wird in seiner neuen Form am Sonntag (27.3.) eröffnet.

Willkommen in der Höhenpsychologie des Viktor Frankl: Ein großes schwarz-weißes Foto, das Frankl, den Alpinisten beim Klettern zeigt, begrüßt die Museumsbesucher in der Altbauwohnung in der Mariannengasse. In der Wohnung nebenan lebt heute noch seine über 90-jährige Witwe, hier war Frankls Arbeits- und Wohnstätte in Wien.

"Man muss sich nicht alles von sich selber gefallen lassen", Viktor Frankl

"Wenn Sie mich fragen, wie ich zum Klettern gekommen bin, dann kann ich Ihnen das sagen, ohne mich selber auf die Couch legen zu müssen: Ich hatte Angst vor dem Klettern. Und ich stehe auf dem Standpunkt, dass man sich nicht alles von sich selber gefallen lassen muss", so Viktor Frankl. Das Kletterbild steht symbolisch für die Möglichkeit des Menschen, sich selbst zu übersteigen.

Die hohe Philosophie, die Frankl oft in komplizierte Worte gegossen hat, möchte Annermarie Moser, die Leiterin des Museums, auf die heutige Sprache herunterbrechen, sie mit heutigen Bildern lebbar darstellen. Ihre Mutter, die Psychotherapeutin Johanna Schechner, war Initiatorin und Mitbegründerin des Viktor Frankl Zentrums. Als ehemalige Krankenschwester hat sie durch die Lektüre von Viktor Frankls Schriften einen Weg gefunden, mit den Themen Tod, Schuld und Leid umzugehen.

"Trotzdem Ja zum Leben sagen"

Frankl, der sich in den Vorkriegsjahren in Wien, durch seine Arbeiten zur Suizidprävention einen Namen gemacht hat, musste in den Kriegsjahren, seine Thesen am eigenen Leib auf ihre Haltbarkeit überprüfen. Drei Jahre hat er in vier verschiedenen Konzentrationslagern verbracht. Vater, Mutter, Bruder und Ehefrau wurden in KZs ermordet.

Als er heimkommt nach Wien, ringt er sich zu seinem "Trotzdem Ja zum Leben sagen" durch, wie ein Ausschnitt in der Mediathek des Museums belegt. "Entweder man nimmt einen Strick und hängt sich auf, oder es gibt irgendwelche Ressourcen in einem, die einen davon abhalten. Und das war mein bedingungsloser Glaube an einen letzten Sinn, der uns zwar verborgen sein mag, aber er ist da", so Frankl.

Was kann ich beitragen?

Was ist der Sinn, wofür will ich leben, was regt mich auf, wo bin ich unersetzlich, warum passiert das immer mir und warum ist die Welt so unfair? Mit ganz konkreten Fragen werden die Museumsbesucher in jedem Raum konfrontiert.

Doch bekomme man auf falsch gestellte Fragen auch falsche Antworten, so Frankl. Annermarie Moser: "Wir müssen die Fragen anders stellen: Wozu fordert mich diese Situation auf, was soll mein Beitrag sein? Was kann ich zu einer Lösung beitragen?" Spiegel ziehen sich als Ausstellungselemente durch, geschlossenen Kästen müssen geöffnet, Schubladen herausgezogen werden - eine Aufforderung, sich Frankls Theorien selbst zu erschließen.

Monoanthropismus interaktiv

"Frankl hat den Begriff der Kopernikanischen Wende geprägt: Nicht wir haben die Ansprüche an das Leben zu stellen, sondern das Leben stellt die Fragen an uns", sagt die Museumsleiterin. Für den Glauben an die geeinte Menschheit – als wesentliche Voraussetzung für den Weltfrieden und die gemeinsame Erhaltung des Planeten -, hat Frankl den Begriff des Monoanthropismus geprägt. Ihm widmet sich der neue Ausstellungsteil mit interaktiven Elementen.

Heroismus darf ich nur von mir selbst verlangen, sagt Viktor Frankl - und die russische Journalistin mit ihrem gewaltlosen Protest kommt einem in den Sinn. Und manchmal kann es schon eine Haltung sein, einfach "auszuhalten" und nicht zu verzweifeln.

Workshops für Schulen

Seit der Coronapandemie und den damit einhergehenden psychischen Problemen von Jugendlichen, hätten die Anfragen für Schülerworkshops deutlich zugenommen, so Annemarie Moser. Die positiven Rückmeldungen belegt sie mit einem Eintrag im Gästebuch des Museums: "Das hab ich gebraucht, das war cool" - in einer Jugendlichen Handschrift.

Eines sei sicher, unterstreicht Johanna Schechner abschließend, man wird das Viktor Frankl Museum anders verlassen, als man hineingegangen ist.

Service

Viktor Frankl Zentrum - Die EINE Menschheit

Gestaltung