Martin Kusej

APA/TOBIAS STEINMAURER

"Du bist nicht allein"

Burgtheater-Saison 2022/23

Im Wiener Burgtheater hat Direktor Martin Kusej seine Pläne für seine vierte Spielzeit vorgelegt: 25 Premieren, darunter sieben Uraufführungen stehen auf dem Programm, unter anderem eine von Daniel Kehlmann oder Peter Handke, deutlich mehr Komödien als bisher - mit gewohnt hohem Frauenanteil in der Regie.

"Du bist nicht allein" - dieses an den Schlagertext von Roger Whittaker erinnernde Motto steht über der neuen Spielzeit. Zugegeben, das sei ein bisschen sentimental und simpel, so Direktor Martin Kusej, aber unbedingt treffend für die Gefühle des letzten Jahres. "Wir haben in Abgründe geblickt, und gemerkt, dass das Theater ein Ort ist, wo diese Befindlichkeiten verhandelt werden."

Gastfreundschaft, Mitgefühl, Empathie stehen an oberster Stelle, wie im neuen schlichten Programmbuch nachzulesen ist, das schlank und schwarz-weiß gehalten, ein großes Faltleporello mit Fotos aller Ensemblemitglieder enthält.

Der kaufmännische Direktor Robert Beutler, stv. Direktorin Alexandra Althoff, Direktor Martin Kusej, sowie der leitende Dramaturg Andreas Karlag.

Der kaufmännische Direktor Robert Beutler, stv. Direktorin Alexandra Althoff, Direktor Martin Kusej, sowie der leitende Dramaturg Andreas Karlag.

APA/TOBIAS STEINMAURER

"Auf Herausforderungen reagieren"

Das Theater müsse auf die Herausforderungen der Zeit reagieren, so Kusej. Das tut man mit Stücken von Shakespeare bis Handke, von Ferdinand Raimund bis Daniel Kehlmann, von Marie Luise Fleißer bis Raphaela Edelbauer, von Dostojewskij bis Tony Kushner. Dazwischen Werke von Thomas Bernhard und Arthur Schnitzler, Yasmina Reza und Ödön von Horvath.

Altes neu aufbereitet, neues aktuell serviert - wie etwa das Stück "extrem teures gift" von Lucy Prebble über den Mord am russischen Nachrichtendienstler Alexander Litwinenko 2006.

Gute und ungute Geister

Von Daniel Kehlmann stammt die Theaterfassung der Uraufführung "Nebenan", nach dem gleichnamigen mit Daniel Brühl entstandenen Film über zwei ungleiche Nachbarn und soziale Ungleichheit, bei der Kusej selbst Regie führt.

Zu Tony Kushners "Engel in Amerika", das man 30 Jahre nach seiner Uraufführung neu abklopft, gesellen sich Raimunds Zauberschwestern aus dem Stück "Die gefesselte Phantasie", die Herbert Fritsch entfesseln wird, die Ahnen in Peter Handkes neuem Stück "Zwiegespräch", aber auch die "Dämonen" von Dostojewski - in der Regie von Johan Simons. Sie alle Zwischenwesen aus der Kategorie der Geister, die den Spielplan durchschweben.

Kusej zuversichtlich

Tina Lanik, Barbara Frey, Lucia Bihler oder Mateja Koleznic sind nur vier der insgesamt 14 Regisseurinnen, die am Haus arbeiten werden. Die Auslastungszahlen, coronabedingt weniger aussagekräftig als sonst, liegen aktuell bei 62 Prozent. Kusej ist zuversichtlich, zu den gewohnten über 80 Prozent zurückkehren zu können.

Kommende Woche steht ihm seine eigene Premiere als Buchautor bevor, wenn unter dem Titel "Hinter mir weiß", seine sehr persönliche Reflexion über seine Theaterarbeit, erscheint. Am 2. September beginnt die neue Spielzeit mit Arthur Schnitzlers "Das weite Land" im Akademietheater.

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