Der Garagenhof von Mauthausen.

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Evangelische Pfarrer im KZ Mauthausen

Viele evangelische Christinnen und Christen hatten 1938 große Hoffnungen in den „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ gesetzt. Doch in der Kirche wurde auch Widerstand geleistet: Ein Forschungsprojekt dokumentiert jetzt das Schicksal von 30 evangelischen Pfarrern im KZ Mauthausen.

René Lescoute hatte sich nach dem Theologiestudium in Montpellier (in Frankreich) der Resistance angeschlossen. 1943 wurde er verhaftet und ins KZ Mauthausen verschleppt. Er war einer der 30 evangelischen Pfarrer unter den insgesamt 190.000 Gefangenen. Andere kamen aus Polen, aus den Niederlanden und auch aus Österreich - wie Zsigmond Varga, Pfarrer an der reformierten Stadtkirche in Wien.

Der Vorwurf lautete - wie so oft - „Wehrkraftzersetzung“. Schon wenige Wochen nach seiner Verhaftung kam er im KZ ums Leben. Gemeinsam war ihnen der christliche Glaube als Motivation für ihr Handeln. Auch als Gefangene blieben sie als Seelsorger tätig - unter Lebensgefahr, denn allein beim Beten ertappt zu werden kostete viele das Leben.

„Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.“

Ein Forschungsprojekt der evangelischen Kirche hat das Schicksal der „Pfarrer im KZ Mauthausen“ jetzt dokumentiert. Federführend waren dabei Altbischof Michael Bünker und die Historikerin Dietlind Pichler. Publiziert wird die Studie im Mai 2022 im Verlag des Evangelischen Presseverbands.

Die Pfarrer im KZ hatten es gewagt, dem Rad „in die Speichen“ zu fallen - wie es der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer schon 1933, angesichts erster antisemitischer Repressionen des neuen Regimes, formuliert hatte: „Es reicht nicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen.“ Viele Geistliche unterschiedlicher Konfession kamen unter die Räder des Regimes. Dazu gehört auch der katholische Priester Maximilian Kolbe oder die Ordensfrau Restituta Kafka und die Philosophin Edith Stein.

Superintendenten begrüßten Einmarsch Hitlers

„Ich bin neben dem Führer gestanden.“ Mit diesen Worten sollte sich hingegen der Rechtsanwalt und Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates, Robert Kauer, an den 13. März 1938 erinnern, als er auf dem Balkon des Hotel Imperial gemeinsam mit Adolf Hitler den Jubel der Menge entgegennehmen durfte.

Kauer begrüßte Hitler „im Namen der mehr als 330.000 evangelischen Deutschen“ auf österreichischem Boden - und zwar als „Retter“ nach fünf Jahren „einer Unterdrückung, die die schrecklichsten Zeiten der Gegenreformation wiederaufleben ließ“. Die Superintendenten, die leitenden Geistlichen der Kirche, hatten Hitler noch vor seiner Ankunft in Wien eine Grußbotschaft entgegengesandt - mit dem Kernsatz: „Wir glauben, dass diese Stunde von Gott gesegnet ist.“

Enttäuschung stellte sich sehr rasch ein

Die Erfahrungen im „Ständestaat“ - mit seinem betont katholischen Selbstverständnis - hatte in evangelischen Kreisen die Sehnsucht nach der Rückkehr ins „Heimatland der Reformation“ genährt. Die Enttäuschung stellte sich sehr rasch ein - denn einmal an der Macht, hatten die Nazis nur wenig Interesse an der kleinen evangelischen Kirchengemeinde in Österreich.

Robert Kauer wurde immerhin ans Reichsgericht in Leipzig berufen - doch schon bald fand er sich bei der Fliegerabwehr wieder. Er soll die Unterschrift unter ein Todesurteil verweigert haben - für eine Frau, die Brennholz gesammelt hatte. Er starb 1953. Dietrich Bonhoeffer schloss sich dem Widerstand an und wurde am 9. April 1945 hingerichtet. René Lescoute kam im Jänner 1945 im Nebenlager Ebensee ums Leben - nur wenige Monate vor der Befreiung des KZ Mauthausen.

Gestaltung

  • Markus Veinfurter