Brigitte Kowanz am Stand der Galerie Krinzinger

ORF/CHRISTINE SCHEUCHER

Back to normal

Art Basel eröffnet

Der internationale Kunst-Jetset sowie die wichtigsten Kuratorinnen der Welt geben sich dieser Tage in Basel ein Stelldichein. Dort finden seit gestern die Preview-Tage der Art Basel statt. Mit Ablegern in Miami Beach, Hong Kong und künftig auch in Paris gilt die Art Basel als wichtigste Kunstmesse der Welt. 2020 wurde die Messe pandemiebedingt abgesagt. 2021 war die Stimmung schaumgebremst. In diesem Jahr geben sich Galeristen trotz des Krieges in der Ukraine optimistisch.

Die Art Basel ist zurück! So lautet der einhellige Tenor der bedeutendsten Galeristen und Galeristinnen der Welt, die dieser Tage in Basel zeigen, was gut und teuer ist. 2021 wurde die Messe in den Herbst verschoben und zog vor allem Sammlerinnen aus Europa an. In diesem Jahr ist das allgemeine Aufatmen in den weitläufigen Basler Messehallen förmlich hörbar: Die Sammlerinnen aus Nordamerika sind zurück, der Zustrom aus dem asiatischen Raum ist noch zurückhaltend.

Doch der Trend, so Thomas Krinzinger von der Wiener Galerie Krinzinger, zeige nach oben. Trotz Krieg und Klimakatastrophe laute das Motto in diesem Jahr demnach: "Back to normal". "Man fühlt sich fast in die gute, alte Zeit vor der Pandemie zurückversetzt", so Thomas Krinzinger, "Sammlerinnen aus der ganzen Welt sind hier. Wir sind bisher sehr zufrieden."

"Der Blick öffnet sich!"

Auf der Hauptmesse Art Basel setzt die Galerie Krinzinger auf weibliche Positionen und große Namen. Darunter: Marina Abramović oder Monica Bonvicini, auf der begleitenden kuratierten Messe Unlimited zeigt die Galerie eine beeindruckende Installation der aus Saudi-Arabien stammenden Künstlerin Maha Malluh.

Man wolle über den eurozentristischen Tellerrand schauen: Großausstellungen wie die Biennale und die Documenta 15, die ihre Pforten ebenfalls heute für das Fachpublikum öffnet, haben es vorgemacht. In diesem Jahr folgt man auch in Basel einem Gebot der Stunde und richtet den Blick auf Ländern, die vom westlich dominierten Kunstbetrieb bisher marginalisiert wurden. Die Kunstwelt sei offener geworden, betont Art Basel-Direktor Marc Spiegler. "Es gibt zwar kein spezielles Förderprogramm für Galerien aus Ländern, die bisher nicht auf dem Radar der westlichen Kunstwelt waren, aber wir haben in den vergangenen Jahren genau hingeschaut und zum Beispiel beobachtet, wie sich die Galerienlandschaft in Afrika entwickelt", so Spiegler. "Ich persönlich habe mich immer wieder mit dem aus Tansania stammenden britischen Stararchitekten David Adjaye ausgetauscht, um meinen Horizont zu erweitern."

Galerist Thaddaeus Ropac

ORF/CHRISTINE SCHEUCHER

Galerist Thaddaeus Ropac

Wurde Bedeutung der Oligarchen überschätzt?

Russische Galerien oder Galerien aus der Ukraine sind in diesem Jahr auf der Art Basel nicht vertreten. Insgesamt wird in Basel dieser Tage eine Losung gebetsmühlenartig wiederholt: Das Geld russischer Oligarchen sei für den Kunstmarkt weniger wichtig als lange angenommen. Ob es sich hierbei um Zweckoptimismus, oder gar eine Beschönigung handelt, wird sich bis Sonntag weisen. "Natürlich gibt es einige russische Sammler und man muss in der aktuellen Situation mit Bedacht handeln, was Sammlungen aus Russland betrifft, aber insgesamt waren Verkäufe nach Russland weder für unsere Galerie noch für die Art Basel insgesamt entscheidend", resümiert der Galerist Thaddaeus Ropac, dessen Galerie Niederlassungen in Salzburg, Paris und London unterhält. Der Kunstmarkt, betont Ropac, sei nicht ausschließlich von wirtschaftlichen und politischen Konjunkturschwankungen abhängig. Denn, so Ropac, Kunst sei nicht nur ein Spekulationsgut und eine Geldanlage, Sammeln sei auch eine Leidenschaft.

Trotz eines Krieges im Herzen Europas und einer Rekordinflation in der Eurozone kann man bereits am zweiten Preview-Tag der Art Basel sagen: Die Kauflust der Reichen und Superreichen ist so groß wie eh und je. Beflügelt von diesem Interesse setzt die Art Basel ihren Expansionskurs fort: Nach Ablegern in Miami Beach und Hong Kong eröffnet im Oktober 2022 eine neue Ausgabe der Messe in Paris.

Service

Die Art Basel findet vom 16. bis zum 19. Juni 2022 statt.

Gestaltung